Presseberichte über die Fasanerie, 2006 - 2009

 

20.12.2006

Notaufnahme wieder in der Fasanerie Verein betreut Fundtiere

VON UNSEREM REDAKTEUR WLADIMIR KLESCHTSCHOW

Köthen/MZ. Die Tiernotaufnahme in Köthen wird vom 1. Januar an wieder vom "Tierschutzverein Köthen (Anhalt) und Umgebung" betrieben. Das teilte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander mit. Ein entsprechender Vertrag ist bereits unterschrieben worden. Der Verein war bereits bis Ende 2004 für die Tiernotaufnahme zuständig, kündigte dann den Vertrag jedoch mit der Begründung, die finanzielle Unterstützung durch die Stadt sei unzureichend. Danach war der Landtierhof Drosa für das Einfangen und die Unterbringung von Fundtieren zuständig. Jedoch kündigte auch der Tierhof den Vertrag mit der Stadt Köthen zum Ende des laufenden Jahres. So musste die Tiernotaufnahme neu ausgeschrieben werden. Nach MZ-Angaben waren dabei zwei Interessenten im Rennen. Den Zuschlag erhielt der Tierschutzverein.

"Wir sind für jede Spende dankbar." Regina Minasch-Elze Amt. Vereinsvorsitzende

Die finanziellen Voraussetzungen für die Tiernotaufnahme sind nicht besser geworden. Trotzdem ist Regina Minasch-Elze zuversichtlich. "Wir wollen ja nichts verdienen und werden schon froh sein, wenn wir keine Miesen einfahren", sagte die amtierende Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins. Sie übernahm dieses Ehrenamt, nachdem die bisherige Vorsitzende Silvia Jaensch aus persönlichen Gründen zurücktrat, und wird die Geschäfte bis zur Mitgliederversammlung im Januar führen. Frau Jaensch bleibt im Vorstand. Nach Angaben von Frau Minasch-Elze habe der Verein auch in den Verwaltungsgemeinschaften "Osternienburg" und "Südliches Anhalt" den Zuschlag für die Tiernotaufnahme bekommen. Das erleichtere die finanzielle Seite der Aufgabe. "Trotzdem sind wir für jede Spende dankbar", so die Vorsitzende. "Wir hoffen auch auf die weitere Unterstützung durch die Bürgerstiftung der Sparkasse und die städtische Kultur-, Sport- und Sozialstiftung." Gegenwärtig zähle der Verein 85 Mitglieder. Die Tiernotaufnahme befindet sich weiter in der Fasanerie 2 in Köthen. Ihr Leiter wird ab Januar Lothar Hawel, der bereits langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet hat. "Vom Beruf her bin ich zwar ein Elektromonteur", sagte Hawel der MZ. "Ich habe aber alle Sachkundigen-Nachweise, wie sie vom Tierschutzgesetz gefordert werden." Auch mit Hunden kann er umgehen, was nicht nur durch einen entsprechenden Nachweis, sondern auch durch die Praxis bestätigt wird. Nach Angaben des neuen Leiters wird gegenwärtig die Zwingeranlage für Hunde erneuert, damit Fundtiere vertragsgemäß zu Beginn des neuen Jahres aufgenommen werden können. "Das Gelände liegt gut, mitten in der Natur", so Hawel. "Es soll auch weiterhin so parkähnlich bleiben. Es ist gut für die Besucher und die Tiere." Obwohl der Verein zwei Jahre lang keine Notaufnahme betrieb, war die Anlage in der Fasanerie nie verwaist. "Die fünf Hunde, die der Verein damals hatte, wurden in ein Tierheim nach Bitterfeld verlegt", erzählt Regina Minasch-Elze. "Um Katzen haben wir uns jedoch weiter gekümmert. Einige haben wir sogar aus Bitterfeld übernommen: Die Vermittlungsquote in Köthen ist höher." Auch um Kleintiere habe sich der Verein in all den Jahren weiter gekümmert - unabhängig davon, ob ein Vertrag mit der Stadt existierte oder nicht. Lothar Hawel soll als Leiter der Notaufnahme eine Festanstellung bekommen. Neben ihm werden zwei Frauen ehrenamtlich die Fundtiere betreuen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

05.10.2008

Die Fasanerie soll geschützt werden

VON UTE HARTLING-LIEBLANG

KÖTHEN/MZ. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld bereitet derzeit den Entwurf einer Verordnung vor, mit der die "Fasanerie" in Köthen als Geschützter Landschaftsbestandteil (GLB) ausgewiesen werden soll. Das betrifft ein Gebiet mit einer Fläche von rund 35 Hektar, vergleichbar mit der Größe von 70 Fußballfeldern. Darüber informierte Andreas Rößler, Leiter des kreislichen Naturschutzamtes, am Donnerstagabend den Ausschuss für Landwirtschaft und Umwelt des Kreistages. Bisher habe die Fasanerie überhaupt keinen Status, erläuterte Rößler. Hauptgrund der geplanten Maßnahme, die bereits mit der Stadt Köthen besprochen wurde, sei die Absicherung der wirtschaftlichen Nutzung. Im Vorfeld habe die Naturschutzbehörde des Landkreises sowohl den vorhandenen Baumbestand - die Fasanerie wird vor allem durch Stieleichen und Ulmen geprägt - als auch die Fauna der grünen Lunge sorgfältig untersucht. "Hier kommen europaweit geschützte Insektenarten - wie Eremiten - vor, aber auch schützenswerte Fledermausarten wie die Große Bartfledermaus und die Zwergfledermaus", erläuterte Andreas Rößler. Außerdem finden hier Vogelarten wie der Buchfink oder die Nachtigall, die das Unterholz liebt, eine Rückzugsmöglichkeit. Der Baumbestand in der Anlage ist laut Rößler vor allem durch den hohen Grundwasserstand gefährdet. Rößler: "Die Bäume kommen mit der Staunässe nicht klar." Aber auch die Holzwilderei durch Bürger stelle ein Problem dar. Ob für die Bürger durch den neuen Status der Fasanerie Nachteile entstünden, wurde Rößler im Ausschuss gefragt und er verneinte dies. Das Betreten des verzweigten Wegenetzes sei auch künftig gestattet, die Anlage bleibe als Naherholungsgebiet erhalten, der Tierpark erfahre keinerlei Einschränkungen, das Joggen sei auch weiterhin möglich. Das hat auch der Köthener Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander zur Bedingung gemacht, der nach seiner Meinung zu dem Vorhaben gefragt wurde. Vielmehr könne die Stadt für die Bewirtschaftung eines geschützten Landschaftsbestandteils Fördermittel beantragen, hieß es. Auch der Naturschutzbeirat habe sich mit dem Vorhaben bereits beschäftigt, informierte Rößler die Ausschussmitglieder, und keine Bedenken geäußert. Zum weiteren Verfahren sagte der Leiter des Naturschutzamtes: sobald der Entwurf vorliege, werde das rechtliche Beteiligungsverfahren eingeleitet und damit auch die Bevölkerung einbezogen. "Wenn schwerwiegende Gründe gegen die Ausweisung vorgebracht werden, müssen diese geprüft werden", so Rößler. Bekommt die Fasanerie den Status eines GLB, müsse man sich auch Gedanken über Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen machen und einen Entwurfsplan erarbeiten.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

27.11.2008

Schützenswertes Köthener Kleinod

VON MATTHIAS BARTL

Lauschen im Grünen: Andreas Rößler (3.v.r.) auf einer Vogelstimmenwanderung in der Fasanerie. (FOTO: MZ-ARCHIV)

 

KÖTHEN/MZ. Andreas Rößler ist bei allem nüchternen Pragmatismus, wie er zu einem Verwaltungsmann dazugehört, auch die Begeisterung anzumerken. Das Terrain vereine allein bei den holzbewohnenden Käfern alle drei Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Arten: den Heldbock, den Eremiten, den Hirschkäfer. Man habe 87 holzbewohnende Arten aus 25 Familien gefunden. "Die Naturschutzrelevanz", sagt Rößler, "ist sehr hoch. Rößler ist Leiter des Naturschutzamtes der Landkreisverwaltung. Und das Gebiet, von dem er spricht, ist die Köthener Fasanerie. Ein Wäldchen, dessen ökologischer und naturschutzfachlicher Wert von vielen Köthenern gar nicht so recht wahrgenommen wird. Der aber dessen ungeachtet dennoch vorhanden ist: Was bislang eine stark begründete Vermutung war, ist inzwischen wissenschaftlich gestützte Tatsache. Im Herbst 2007 haben Fachleute in der Fasanerie eine Biotoptypen-Analyse durchgeführt, an deren Ende es eigentlich nur ein Fazit geben konnte: "Die Fasanerie gehört unter Schutz gestellt", sagt Rößler.

Stieleichen, Ulmen, Eschen

Das lässt sich aus dem Gutachten heraus gleich mehrfach begründen. "Es war für uns wichtig, unabhängige Fachleute, die das Gebiet vorher noch nicht gesehen, also auch keine emotionale Bindung dazu hatten, mit der Begutachtung zu beauftragen. Wir wollten wissen: Lohnt sich ein Schutzstatus oder ist die Fasanerie am Ende eines von tausendfach vorkommenden ruderalen Gebieten?" Gefunden wurde manches. Unübersehbares zum einen: "Wir haben hier einen hervorragenden Stieleichen-, Ulmen- und Eschenwald, dem zum FFH-Lebensraumtyp eigentlich nur die regelmäßige Überflutung fehlt." Dazu kämen kapitale Rotbuchen, so Rößler. Dem normalen Spaziergänger weniger offensichtlich ist, dass die Fasanerie auch ein "Sondergebiet" der Vogelwelt ist. Schwarzspecht, Kleinspecht, Grünspecht, Buntspecht sind hier zu Hause, die Nachtigall brütet allerorten. Bemerkenswert ist ebenso die Vielfalt bei den Fledermäusen. "Es wurden sechs Arten festgestellt", so Rößler, "das dürfte aber stark untertrieben sein, denn immerhin lag die Zeit der Begutachtung im Herbst und währte nur zwei Monate. Deshalb liege auch noch keine repräsentable Aussage über den Tierbestand der Fasanerie vor. "Das, was wir wissen, ist aber Grund genug für einen Schutzstatus." Für ein Landschaftsschutzgebiet allerdings ist das Gelände mit seinen nicht einmal 35 Hektar Größe vermutlich zu klein, so dass es als so genannter geschützter Landschaftsbestandteil in die Naturschutz-Karten Sachsen-Anhalts Eingang finden könnte. "Inhaltlich", betont Rößler, "gibt es dabei aber keine wesentlichen Unterschiede hinsichtlich des Status." Die Stadt Köthen hat sich inzwischen für die Unter-Schutz-Stellung ausgesprochen, nachdem einige Dinge abgesichert waren, die der Stadtverwaltung am Herzen lagen. So behält die Fasanerie auch unter Schutz ihre Naherholungsfunktion. Genauso bleibt das vorhandene Wegenetz erhalten, und die Stadt kann weiter ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Ebenso wenig hat der Schutzstatus Auswirkungen auf die Existenz des Köthener Tierparks. Überlegungen, Zonen zu schaffen, in denen man nicht eingreift, wurden schnell wieder verworfen. Aus gutem Grund: Das entspräche, so Fachmann Rößler, einem Kernzonenschutz, "das ist hier nicht drin."

Alle Partner überzeugt

Der künftige Schutzstatus hat seinen Sinn für Naturschützer und den Eigentümer der Fasanerie. Letzten Endes wird dadurch auch die Erhaltung und Weiterentwicklung des Arteninventars gestützt. Schon, weil es für ein Schutzgebiet andere, großzügigere Möglichkeiten der Förderung gibt als für ein Biotop ohne jeden Status. Rößler ist jedenfalls froh darüber, dass er bislang alle Partner von dem Vorhaben hat überzeugen können. Neben der Stadt hat auch der Naturschutzbeirat des Landkreises sein Wohlwollen kundgetan. Im Umweltausschuss des Kreistages wurde das Projekt ebenfalls präsentiert. "Im übrigen", unterstreicht Rößler, "nehmen wir als Naturschutzamt eine Pflichtaufgabe im Rahmen des übertragenen Wirkungskreises für das Land wahr. Der Naturschutz ist eine hoheitliche Aufgabe." Derzeit werde an der Formulierung des Verordnungstextes gearbeitet. Im Januar / Februar, so hofft der Amtsleiter, werde das Verfahren eingeleitet, in dem auch die Öffentlichkeit beteiligt wird. Da kann neben den üblichen Trägern öffentlicher Belange auch jeder Bürger seine Meinung zur Unter-SchutzStellung beibringen. Danach kommen notwendige Einarbeitungen, und wenn dies alles geschehen ist, hat der Landrat das letzte Wort über die Umsetzung.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

23.03.2009

Kröten auf der Wanderung

VON ANNETT HOLTZ

KÖTHEN/MZ. Es ist wieder soweit: Die Temperaturen steigen, die Vögel zwitschern und viele Köthener freuen sich an den ersten Frühlingsspaziergängen durch die Fasanerie. Dem einen oder anderen sind dabei sicher schon die niedrigen leuchtgrünen Zäune rings um den Busch ins Auge gefallen, denn auch die Froschlurche trauen sich langsam wieder aus ihrem Winterquartier. Die meisten von ihnen überwintern in der Fasanerie und vergraben sich unter dem Laub. "Sobald die Nachttemperaturen ungefähr sieben Grad plus betragen und die Luftfeuchtigkeit ansteigt, fangen sie an zu wandern", weiß Andreas Rößler, Leiter des Naturschutzamtes der Landkreisverwaltung. Erdkröte, Grasfrosch und Teichmolch zum Beispiel machen sich dann auf den Weg zu ihrem bevorzugten Gewässer, um dort abzulaichen. Zumeist genau dort, wo auch sie ihre Metamorphose von Kaulquappe zu Landbewohner durchlebt haben. Die Hauptwanderungszeit der Lurche liegt also im März, der Beginn der Wanderung korreliere jedoch sehr stark mit Temperatur und Feuchtigkeit, erklärt Rößler. Die Weibchen, die größer sind und mehr Körpergewicht haben als die Männchen, kriechen dann - ihren entsprechenden Partner auf dem Rücken tragend - Richtung Hubertus-, Buschteich oder Regenrückhaltebecken in der Geuzer Kurve, so Rößler. Auf ihrem Weg dorthin achten sie nicht etwa darauf, den ungefährlichsten Weg zu wählen, und so führt es sie nicht selten über viel befahrene Straßen. Naht dann ein Auto heran, erstarren die Tiere. Aus diesem Grunde, also zum Schutz der verschiedenen Amphibien, werden jedes Jahr um diese Zeit an unterschiedlichen Stellen im Landkreis Zäune aufgestellt und Fangeimer eingegraben, so auch an der Fasanerie in Köthen. Die Lurche kriechen auf der Suche nach einem Ausweg an den Zäunen entlang und purzeln in die Behälter. Anschließend werden sie von einigen Betreuern, die von der BVIK zugeteilt wurden, über die Straße getragen sowie sicher und unbeschadet auf der anderen Seite wieder frei gesetzt. Da die Amphibien nachtaktiv sind, werden die Eimer morgens mehrmalig von den Tierfreunden geleert.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

17.04.2009

Schutzstatus für Fasanerie kommt voran

KÖTHEN/MZ/MB. Der Landkreis will jetzt ins öffentliche Verfahren zur Ausweisung der Köthener Fasanerie als so genannten geschützten Landschaftsbestandteil gehen. Darüber informierte Andreas Rößler, Leiter des Naturschutzamtes der Landkreisverwaltung, jetzt im Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss des Kreistages: "In den nächsten Tagen wird es soweit sein." Das Verfahren erfolge nach dem üblichen Prozedere von Auslegung der Pläne und der Beteiligung, "da darf dann jeder seine Bedenken und Vorschläge dazu äußern". Rößler ist zuversichtlich, dass das Verfahren reibungslos zum Schutz-Status für die Fasanerie führen wird. "Es gibt keine grundlegenden Argumente, die dagegen sprechen, der Fasanerie diesen Schutzstatus zuzuerkennen." Man habe sich im Vorfeld gründlich mit der Materie befasst und das Verfahren nach allen Seiten hin gut vorbereitet. Die Idee, die Fasanerie stärker als bisher unter Schutz stellen, wird vom Naturschutzamt des Landkreises seit längerer Zeit verfolgt. Rößler stellte die Pläne bereits im Herbst des vorigen Jahres in den Gremien des Kreistages vor und konnte nun einmal mehr die Bedeutung der Fasanerie vom Naturschutz-Standpunkt erläutern. Auch wenn die Fasanerie in ihrem vorgesehenen Schutzbereich gerade mal 35 Hektar umfasst, sind hier doch wichtige Tierarten zu Hause, wie Rößler den Ausschussmitgliedern mitteilte. Allein 87 Käferarten seien bei einer Untersuchung gefunden worden, darunter so seltene Spezies wie Hirschkäfer, Heldbock und Eremit. Auch die Vogelwelt hat hier ein besonderes Refugium gefunden. Rößler betonte, dass die Stadt Köthen dem Projekt zugestimmt habe. Das dürfte den Stadtvätern umso leichter gefallen sein, als zum einen in der Fasanerie mit dem Tierpark einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt liegt, der von den Regelungen der Verordnung nicht betroffen ist, und zum anderen die Nutzungsmöglichkeiten durch den neuen Status unverändert bleiben. Auch künftig werden sich Spaziergänger, Jogger, Radfahrer in der Fasanerie bewegen können. Auf Nachfrage wies der Naturschutzamtsleiter darauf hin, dass mit dem Verbot der Errichtung und Veränderung baulicher Anlagen nicht gemeint ist, dass künftig keine Reparaturen an den Wegen vorgenommen werden dürften. Natürlich werde man in der Fasanerie die Wege auch künftig in Ordnung halten können, ohne dabei durch den Naturschutz daran gehindert zu werden.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

03.11.2009

Mehr Stauraum für den Regen

VON CLAUS BLUMSTENGEL

KÖTHEN/MZ. Die Stadt Köthen hat seit Jahr und Tag ein großes Problem: Bei anhaltend starkem Regen weiß man nicht, wohin mit dem Wasser. Möglichkeiten zum Versickern gibt es im Stadtgebiet nur auf wenigen Grundstücken. Die Kläranlage in der Maxdorfer Straße kann aber die von den Mischwasserkanälen zugeführten Wassermassen in solchen Extremsituationen eben so wenig aufnehmen wie der "Vorfluter", die träge fließende, relativ flache Ziethe. Die Folge sind überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller. Bei einer Computer-Simulation wurden in der Stadt sieben neuralgische Punkte festgestellt, so in der Edderitzer, Wülknitzer und Heinrich-Heine-Straße, der Goethe-, Mendelssohn- und Brunnenstraße und in der Bärteichpromenade. Auch die Ziethe selbst tritt an solchen regenreichen Tagen über ihre Ufer. Ein Konzept, wie diese immer häufiger auftretende Situation in den nächsten Jahren entspannt werden kann, stellte der Geschäftsführer des Abwasserverbandes Köthen, Thomas Winkler, zur jüngsten Verbandsversammlung vor. Der Verband sieht sich beim Thema Regenwasser nicht nur der Bürgerkritik ausgesetzt, vom Landesverwaltungsamt gibt es zudem eine Auflage, die Einleitung von Regenwasser in die Ziethe bei Starkregen bis zum Jahr 2015 um 20 Prozent zu verringern. Laut Landeswassergesetz soll Regenwasser in den Städten und Gemeinden versickern und nicht in Kläranlagen oder Flüsse geleitet werden. Deshalb gibt es für Regenwasserkanäle auch keine Fördermittel. "Es müssten alle Straßen in Köthen entsiegelt werden, um bei starkem Regen alles Wasser versickern zu lassen. Das ist utopisch", beschrieb Geschäftsführer Winkler die Dimension. Droht die Kläranlage bei Regen überzulaufen, wird Abwasser aus der Kanalisation zurzeit über zwei Abschlagsbauwerke direkt in die Ziethe geleitet. Ein Einleitverbot für Regenwasser komme für die meisten Grundstücke nicht in Frage, weil es dort keine Möglichkeiten gibt, Regenwasser versickern zu lassen. Das einzige Einleitverbot - ausgesprochen für das riesige Flugplatzgelände - ist noch nicht in Kraft getreten. Der Landkreis - betroffener Grundstückseigentümer und kurioserweise zugleich für die Durchsetzung der Auflage zur Verringerung der Einleitmengen in die Ziethe zuständig - hat gegen das Einleitverbot Widerspruch eingelegt. Dabei sei der ehemalige Flugplatz das einzige Gelände in der Stadt, wo Regen in einem Becken versickern könnte, gab Thomas Winkler zu bedenken. Um Regenwasser geregelt abfließen zu lassen, hat der Abwasserverband in der Fasanerie einen Staukanal bauen lassen. Der nimmt in Spitzenzeiten Wassermassen auf und gibt sie über eine Drosselklappe erst allmählich in die Kanalisation ab. Die Arbeiten sind Ende Oktober beendet worden. Obwohl der Staukanal die Situation deutlich entspannen wird, reicht er bei weitem nicht aus. In der Thomas-Mann- und Stefan-Zweig-Straße wurden deshalb Rigolen eingebaut. Das sind unterirdische Gräben, in denen eingeleitetes Regenwasser versickert. Eine nachhaltige Lösung des Regenwasser-Problems - zum Beispiel für den Großen Neumarkt und die Augustenstraße - könne laut Geschäftsführer Winkler nur ein unterirdisches Rückhaltebecken bringen. Das sei mit einem Fassungsvermögen von 9 000 Kubikmetern auf dem Gelände der Kläranlage geplant. Sechs Millionen Euro seien dafür veranschlagt. Da diese Anlage über 80 Jahre abgeschrieben werde, würde die Investition für die Bürger nur eine moderate Gebührenerhöhung mit sich bringen. Die soll laut Angaben des Verbandsgeschäftsführer "im zehn-Cent-Bereich" liegen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

14.12.2009

Die Köthener Fasanerie steht jetzt unter Schutz

VON MATTHIAS BARTL

KÖTHEN/MZ. Den vielleicht berühmtesten Baum gibt es schon lange nicht mehr. Die alte Ulme - von Fachleuten auf mindestens 250 Jahre geschätzt -, die in der Nähe des jetzigen Tierheims in der Köthener Fasanerie stand, kam schon vor über neun Jahren unter die Säge. Sie wurde ein Opfer der Feiern zum Millenium 1999 zu 2000: Wer auch immer es lustig fand, Knaller in Hohlräume des Baumes zu werfen, er wurde nicht ermittelt. Der Baum jedoch fing Feuer, brannte aus, obschon die Feuerwehr nicht nur einmal zum Löschen ausrückte, und musste am Ende aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Eine Entscheidung des Grünflächenamtes der Stadt, die damals längst nicht allgemeinen Beifall fand. Gut möglich, dass es auch keinen allgemeinen Beifall findet, dass die Fasanerie, in der die alte Ulme einst stand, jetzt unter Schutz gestellt wurde - den Bereich um den Hubertus ausgenommen. Landrat Uwe Schulze hat vor wenigen Tagen die entsprechende Anordnung unterzeichnet. Die Fasanerie ist damit "Geschützter Landschaftsbestandteil". Im Naturschutzgesetz des Landes ist klar definiert, was man darunter zu verstehen hat: Zum Beispiel dienen sie zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- oder Landschaftsbildes oder haben Bedeutung als Lebensstätten bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten. Vor allem letzteres dürfte Andreas Rößler, Leiter des landkreislichen Naturschutzamtes, vor gut anderthalb Jahren bewogen haben, sich auf das Wagnis einer Unter-Schutz-Stellung einzulassen. Ein Wagnis deshalb, weil die Chancen dafür zwar gefühlt gut waren, aber die Details eines solchen Prozesses oft genug zu Stolpersteinen werden können, die das ganze Vorhaben erledigen können. So musste hinsichtlich der Fasanerie - die man getrost als Köthener Stadtwald bezeichnen kann - auch die Sorge ausgeräumt werden, durch den Schutzstatus könnte sich die Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung verringern. Rößler schüttelt den Kopf. Man könne weiter in der Fasanerie spazieren gehen oder joggen, auch spricht nichts gegen das Entenfüttern auf dem Buschteich. Um was es den Naturschützern geht, ist nicht die Verbannung des Menschen aus der Fasanerie, sondern um den Erhalt des äußerst wertvollen Altholzbestandes. "Vor allem Ulme und Stieleiche sind hier zu nennen", sagt Rößler. Das Ulmensterben, hervorgerufen durch die Graphiose, das anderswo ganzen Beständen den Garaus gemacht hat, wütete in der Fasanerie nicht so heftig. "Der Bestand ist noch gut erhalten, allerdings fehlen auch hier einige Altersklassen." Im engen Zusammenhang mit dem Altholzbestand stehen die Vorkommen von seltenen Käfern, von seltenen Vögeln und seltenen Fledermausarten. Es sei verblüffend, welche Vielfalt man auf der gerade einmal 35 Hektar großen Fläche finde, unterstreicht Rößler. "Wir haben hier fast alle Spechtarten und generell eine reichhaltige Vogelwelt. Außerdem gibt es in der Fasanerie sehr viele Fledermausarten, wie den Großen Abendsegler, die Wasserfledermaus, die Große Bartfledermaus und andere, die teilweise sogar auf der Roten Liste Deutschlands stehen, also einen besonderen Schutz erwarten dürfen." Zoologisch ganz bedeutsam ist auch der Umstand, dass bei einer Untersuchung Heldbock, Hirschkäfer und Eremit gefunden wurden, also bei den holzbewohnenden Käfern gleich alle drei Arten, die auf der Fauna-Flora-Habitat-Liste stehen. So etwas findet man so schnell nicht wieder und es zeigt an, wie wichtig der Erhalt von Totholz in der Fasanerie ist. Die Unter-Schutz-Stellung soll helfen, dieses Juwel zu erhalten und gibt den Naturschützern Handhabe, genauer hinzusehen, was im Park passiert, was vorhanden ist, was verschwindet. Rößler hofft auch darauf, dass es mit dem neuen Status gelingen werde, Geld für Pflege und Entwicklung der Fasanerie lockerzumachen. Ein Pflege- und Entwicklungsplan müsste aufgestellt werden, menschliches Eingreifen ist notwendig, "sonst ist am Ende nur noch Ahorn dort zu finden".

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

15.12.2009

FASANERIE - Hooffs Park

Das Terrain wurde früher einmal "welscher Busch" genannt und war ziemlich feucht geraten. Was möglicherweise dazu beigetragen hat, dass das Fürstenhaus hier bereits im 17. Jahrhundert Tiergehege und Fischteiche anlegen ließ. Zumindest ein Teil der Bäume dürfte noch aus dieser Zeit stammen. Zumindest aber sind sie älter als der Park selbst wie er sich jetzt darstellt. Der erhielt nämlich seine jetzige Struktur mit all den Wegen und Windungen erst als Gartendirektor August Hooff Ende des 19. Jahrhunderts daraus eine regelrechte offen zugängliche Parkanlage machte. Unter Hooff wurden auch die markanten Einzelbäume an den Wegen gepflanzt, die der Fasanerie noch heute ihr Gepräge geben. Der gegenwärtige Baumbestand ist durchschnittlich 170 bis 200 Jahre alt.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de