Presseberichte über die Fasanerie, Januar - März 2011

 

21.01.2011

Aktion - Unterschriften für Erhalt der Fasanerie

Köthen/MZ – Am Sonnabend findet von zehn bis zwölf Uhr auf dem Köthener Holzmarkt eine Unterschriftenaktion statt. Interessierte Bürger könen sich in Listen eintragen. Es geht um den Erhalt der Köthener Fasanerie.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 


23.01. 2011

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Foto: unbekannt

Trau(m) (m)einer Statistik, FDP!

Wenn mit Bäumen auch die Wahrheit stirbt

6 Kommentare

Einer der großen Streitpunkte in Köthen ist derzeit die “Fasanerie”. Auf Beschluss des Stadtrates ist der “Stadtwald” gesperrt. Bäume waren umgekippt. Wahrscheinlich ist das Grundwasser schuld. So lässt sich auch nicht ausschließen, dass in Zukunft wieder Bäume kippen. Nun ist angedacht, um den Umkreis zu schützen, Bäume zu fällen. Bis zu 30 Meter sollen entlang der Straße weg. Der Grund ist einfach: Es besteht die Gefahr, dass eben diese Bäume auf die Fahrbahn oder Fußwege fallen – wenn sie denn fallen. Alle Stadträte – mich eingeschlossen – haben sich die Entscheidungen rund um die “Fasanerie” nicht leicht gemacht. Schließlich leben auch wir in Köthen und finden die Anlage sehr schön. Ich selbst weiß auch nicht, wie ich mich am besten entscheide. Zum einen soll die Fasanerie möglichst so erhalten bleiben, wie sie jetzt ist. Auf der anderen Seite besteht natürlich auch die Gefahr von ernsten Unfällen. Auch die Idee alle Bäume zu prüfen und von Fall zu Fall zu entscheiden, welcher gefällt wird, klingt nur auf den ersten Blick hervorragend. Dann haftet nämlich die Stadt, beziehungsweise derjenige, der den Baum für okay befunden hat. Wem will man dies aufbürden? Kritische Stimmen aus der Bevölkerung werden laut – die durchaus konstruktive Hinweise einbringen. Der durchgeführte Zugtest an ausgewählten Bäumen fiel negativ aus – eigentlich hatte die Stadt dadurch grünes Licht für Fällungen – so war es Beschluss. Doch neue Erkenntnisse oder die Angst vor falschen Entscheidungen führten zu erneuten Diskussionen. Die Hoffnung auf ein kleines Wunder lässt wohl viele Stadträte nach dem berühmten letzten Strohhalm suchen! Das ist völlig in Ordnung und beweist, dass auch wir Menschen sind die an Köthen hängen und um das Wohl besorgt sind. Doch ab und an gehört es auch dazu, unliebsame Entscheidungen zu treffen, um die Menschen zu schützen und die Anlage für künftige Generationen nutzbar zu machen. Es war, ist und wird nicht einfach! Die Diskussion wird umso schwerer, je unsachlicher sie wird. Vom lügenden Oberbürgermeister ist bei Gegnern der Fällungen die Rede. Aber auch davon, dass die Breite von 30 Metern, in den Bäume gefällt werden sollen, eine tolle Fläche für Einfamilienhäuser sei! Hier möchte ich doch einfach zur Fairness aufrufen! Ich stelle mich ja auch nicht hin und zeige mit dem Finger auf die Gegner der Baumfällung und sage: “Denen ist es egal, wenn einer Kindergruppe beim Fasanerie-Spaziergang ein Baum auf den Kopf fällt.” Demokratie und Diskussion JA; Lügen und unterschwellige Andeutungen NEIN! Es wäre nett, wenn ich einige Meinungen zu diesem Thema erhalte.

Update vom 26.01.2011:

3.000 Unterschriften sind bereits für eine Aktion von Dr. Jörg Rosenkranz zugunsten der Fasanerie zusammengekommen. Die Initiatoren möchten die Fasanerie zu Ostern wieder für die Öffentlichkeit öffnen.

Stadtratskollegen der Fraktion SPD/Grüne haben ein Positionspapier zum Thema Fasanerie in die öffentliche Diskussion eingebracht. Auch die FDP-Fraktion wird sich mit diesem Papier befassen.

Update vom 27.01.2011:

Als FDP-Fraktion im Stadtrat Köthen haben wir uns in der Vergangenheit bereits eindeutiger positioniert als SPD und Grüne in ihrem Positionspapier. Wir unterstützen die Unterschriftenaktion von Dr. Rosenkranz inhaltlich wie auch praktisch (Listen liegen beim Fraktionsvorsitzenden Uwe Schönemann – Juwelier Schönemann – in Köthen aus).

 

Kommentare

1.  Volker Flach
Jan 26, 2011, 15:54:24

Werter Herr Westphal
Ich erhielt Kenntnis zu ihren Ausführungen unter dem Titel „Wenn mit Bäumen auch die Wahrheit stirbt“. Die Wahrheit für die Bäume der Fasanerie starb bereits mit Einzug der Demokratie vor gut 20 Jahren in unserer Stadt Köthen . Gezielte Vernachlässigung der Abwassersysteme der Fasanerie, Busch- und Kaiserteich bis hin zu den Abläufen zur Ziethe könnten tatsächlich ein Ökosystem ins wanken bringen. Taten sie es auch?? Sich dann aber als Stadtrat so unverschämt unqualifiziert zu diesem Thema zu äußern ist erschreckend für die noch junge Demokratie in unserem Land. Ich zitiere ihre Meinung „Demokratie und Diskussion JA; Lügen und unterschwellige Andeutungen NEIN! Ihre eigene Äußerung nur eine Zeile darüber zu den Gegnern der Baumfällung , zeige ja auch nicht mit den Fingern ,… ich zitiere “ denen ist es egal , wenn eine Kindergruppe beim Fasanerie-Spaziergang ein Baum auf den Kopf fällt .“ Wenn das nicht unterschwellig ist, was dann? Ich glaube auch nicht das Bürger unserer Stadt zu solch einer billigenden Denkweise bereit wären. Entgegen ihrer Meinung zu den Zugversuchen an verschiedenen Bäumen gibt es ganz andere Darlegungen als sie hier äußern. So informierte Dr. Rosenkranz über die Standfestigkeit der Bäume ganz anders als sie. Um diese Bäume zu Fall zu bringen bedarf es folgender Besonderheiten: der Baum müsste voll belaubt sein, Schnee müsste sich auf seine Blätter legen um das nötige Gewicht zu haben und es müßte ein Sturm der Windstärke 12 erreicht werden. Dann und nur dann würde vielleicht der Baum kippen. Aber die meisten Bäume auf dieser Erde auch . Nur dumm das die Bäume der Fasanerie ihr Laub im Herbst verlieren und im Frühjahr erst neu Belauben. Schnee fällt bei uns nicht in dieser Zeit .Auch Windstärke 12 wurde nach Wetteraufzeichnungen nie gemessen. Mich wundert, auf welches Wunder sie als Stadtrat „wundernd „hoffen. Weiterhin sprechen sie über hohes Grundwasser in diesem Bereich, sprechen wir lieber von Oberflächenwasser, denn Grundwasser liegt tiefer. Bei Schachtarbeiten an mehreren Stellen des benannten Bereiches der Fasanerie durch Dr. Rosenkranz ward nach mehr als 1 m Tiefe kein Oberflächenwasser gefunden. In all ihren Ausführungen ist nichts davon zu lesen. So lässt es für mich doch einer sehr oberflächigen Stellungnahme mit einseitiger Neigung vermuten. Sie wurden gewählt um die Belange der Bevölkerung und der Stadt in deren Interesse zu vertreten. Ich glaube nicht dass sie ihr Potential ausgeschöpft haben. Ja ein Streifen von 30 Meter Tiefe lässt viele Spekulationen zu. Auch die einer künftigen Bebauung . Wer um den heißen Brei mit seinem Vorhaben schleicht und keine konsequente Meinung äußert muß sich über Mutmaßungen doch nicht wundern. Was aber Herr Westphal soll denn mit der gerodeten Fläche passieren. Wenn es denn tatsächlich passieren sollte!!! Was geschieht mit der restlichen Fasanerie? Schon mal nachgedacht? Was wohl wird das Oberflächenwasser im Bereich der gerodeten Fasanerie machen, wenn kein Baum mehr Wasser aus diesem Bereich aufnehmen wird? Fällen wir dann nach Zehn Jahren die nächsten 30 Meter? Nach Taten folgen Fragen. Warum wurde bereits vor Jahren schon ohne Fällgenehmigung in diesem Bereich Bäume gefällt? Wer hat das Recht sich über Gesetze ohne Strafe hinweg zu setzen. Will man sich der Fasanerie mittelfristig gänzlich entledigen? Wird unser kostbarstes Gut, unsere Kinder nach der Fällung die Fasanerie wieder betreten dürfen? Wenn ja, wie ist das vereinbar? Sind sie sich wirklich sicher alles getan zu haben unsere Fasanerie zu erhalten? Können sie mit ruhigem Gewissen vor die Bevölkerung der Stadt Köthen treten und die Fällung mit verantworten? Wann wird die Fasanerie mit seinem Entwässerungssystem saniert und gereinigt um die Verfehlungen der letzten 20 Jahre nun endlich zu beseitigen? Warum unterschreiben Mitarbeiter der Hochschule vor Angst ihren Job zu verlieren, nicht auf der Liste gegen die Fällung eines Teils der Fasanerie? Geht dort doch der Geist zum Bau von Eigenheimen um? Da ich ihnen einmal schreibe, hier noch zwei andere Situationen durch verfehlte Maßnahmen unserer Stadt. Bei der Sanierung des Kanals in der Theaterstrasse Kreuzung Blumenstrasse vor ca. drei bis vier Jahren wurde der Ablauf Überlauf vom Schloßteich erhöht um die Kosten der Entwässerung einzusparen. Hierbei wird billigend in Kauf genommen. Das das gesamte Oberflächenwasser in diesem Gebiet erhöht wird. Nach dieser Maßnahme ist nun bereits der zweite große Baum umgestürzt. Wer gibt der Stadt das Recht Anwohner und deren Grundstücke zu fluten?

Zweitens:
Die Leopoldstrasse ist eine fast ausnahmslos geschlossene Bebauung. Wer ermächtigt Eigentümer ein Wohnhaus zu erstellen welches in diese Baulinie in Art und Form überhaupt nicht passt. Wer oder Was muß ich sein, um für diesen Bereich eine Baugenehmigung mit diesem Baustil zu erhalten? Andere Bürger knechtet man mit Verordnungen, Zwangsbaulinien, Veränderungssperren etc. pp., greift somit in das Grundrecht aller „gleiches Recht für alle “ ein. Bestimmt über Grund und Boden im Eigentum des Einzelnen, setzt sich über die einzig gültige Verfassung des deutschen Volkes mit einer Ignoranz hinweg und verkündet dann noch von Demokratie zu reden.

Ich nenne das Diktatur im gemäßigten Stil.

Köthen im Januar 2011

2.  scholz
Jan 27, 2011, 16:03:19

Sehr geehrter Herr Westphal mit entsetzen habe ich ihre Auffassung zur Fasanerie zur Kenntnis genommen und bin enttäuscht wie leichtfertig sie mit der Verantwortung die ihnen vom Wähler übertragen wurde umgehen. Ich frage mich wäre dies alles auch möglich gewesen wenn Herr Kühnel noch leben würde? Warum wird nicht mit derselben Intensität versucht dieses erbe unserer Vorväter zu retten mit der man dessen Vernichtung von Seiten des Stadtrates betreibt. Da ich mich aktiv an der Unterschriftenaktion beteiligt habe weis ich welchen stellenwert die Fasanerie bei der Bevölkerung hat und wie groß der Wunsch nach erhalt dieses Kleinods ist. Wir leben doch wohl in einer Demokratie? Und sie als Volksvertreter sind laut Mandat verpflichtet den willen des Volkes umzusetzen ich klaube die menge der Unterschriften in nur 10 tagen spricht eine eindeutige Sprache. Wir müssen für Generationen erhalten was Generationen geschaffen haben und nicht unsere Zukunft irgendwelchen Interessen opfern. Machen sie sich stark für den erhalt dieser grünen Lunge um die uns andere Kommunen beneiden. Es wird genügend Umwelt global zerstört. Die abgeordneten von köthen müssen da nicht mitmachen

mit frdl. gruss hans-joachim scholz

3.  Lutz
Jan 27, 2011, 17:32:20

Werte Vorredner,

wenn Sie schon nicht des Rechtschreibens fähig sind, sollten Sie wenigstens lesen und verstehen können. Dann würden Sie auch erkennen, dass die Stadträte sich sehr wohl um die Meinung der Bevölkerung kümmern. Schließlich ist nur aufgrund der Einwände von Herrn Rosenkranz und weiterer engagierter Bürger noch keine Entscheidung gefallen. Hätten es sich die Stadtratsmitglieder so einfach gemacht, wie Sie hier unterstellen, wäre das ursprüngliche Gutachten ausschlaggebend gewesen und es würden bereits Tatsachen geschaffen worden sein. Denken Sie mal darüber nach, ehe Sie hier unqualifizierte Hasstiraden und Beschimpfungen lostreten. Seien Sie froh, dass es noch jemanden im Stadtrat gibt, der die öffentliche Diskussion sucht. Helfen Sie den Stadträten mit sachlichen Argumenten, eine Entscheidung zur Fasanerie zu finden. Sie sollten den Hilferuf erkennen!

Liebe Grüße

4.  David
Jan 28, 2011, 11:41:44

Herrn Flach und Herrn Scholz kann ich nur zustimmen, Sie sprechen da sicher den meisten die unterschrieben haben aus der Seele. Herr Lutz, bevor Sie sich über andere so aufregen, einfach mal selbst an die Nase fassen !!! Grammatik: 6 Setzen ! Rechtschreibfehler sind auch drin, aber es ist uns egal da die Rechtschreibung nicht Gegenstand der Dinge ist. OK!?

Viele Grüße
David

5.  Volker Flach
Jan 31, 2011, 18:04:21

Ich nenne sie Lutz, mehr ist ihren Zeilen nicht zu entnehmen. Setzen wir ihre Ausführungen doch mal ins rechte Licht. Fakt ist das in den Ausführungen des Herrn Westphal steht, der negative Zugtest gab der Stadt grünes Licht zur Fällung der Bäume und so war es Beschluss. Besagt, der Stadtrat gab seine Zustimmung .Das sind Tatsachen. Das Argument, alle Stadträte hätten es sich nicht einfach gemacht, ihre Entscheidung zu treffen reicht mir hier bei weitem nicht aus. Da bedarf es erst einer Bürgerinitiative und dem Engagement des Dr. Rosenkranz und der Verweigerung der rechtsgültigen Unterschrift zur Fällung der Bäume durch einen couragierten Bürger in Ausführung seiner Amtspflicht. Vielleicht war dies das Wunder auf welches unsere Stadträte hofften. Es sei dahingestellt. Fest steht die Abholzung war durch die Stadträte beschlossen. Im Übrigen war der erste Termin zur Abholzung im Dezember 2010 vor Weihnachten geplant und der zweite im März 2011. Das “Lutz“ sind Tatsachen. Nun noch die Unterschriftensammlung zur Bürgerbeteiligung mit weit über 3.000 Unterschriften zeigt deutlich Wirkung. Hier sei bemerkt dass die Idee und Durchführung der Unterschriftensammlung allein der Bürgerinitiative und Dr. Rosenkranz sowie allen freiwilligen Helfern zukommt. Weder Stadtrat noch Parteien haben dazu beigetragen. Liest man aber in unserer heutigen regionalen Presse findet man Trittbrettfahrer fast aller Parteienlandschaften. 2010 Beschluss der Stadträte zur Abholzung der Fasanerie durch genau diese Parteien. 2011 Unterschriftensammlung durch Bürgerinitiative mit über 3.000 Unterschriften mündiger Bürger in nur zehn Tagen und es werden täglich mehr ,da wundert es doch nicht das bei soviel wahlberechtigten Stimmen kurz vor der Wahl zum Landtag eine Position unbedingt zu überdenken ist . Warum sonst sollten sie jetzt aus ihrem Tiefschlaf erwachen. Auch unser OB meldete sich im heutigen Köthener Blättchen zu Wort, aber lesen sie selbst. Nun zum Abschluss “ Lutz „. Fakt ist, der abzuholzende Bereich der Fasanerie wäre längst erfolgt. Begründung: Der Stadtrat stimmte dem Antrag zu. Fakt ist, der abzuholzende Bereich der Fasanerie steht noch. Begründung: weil beherzte Bürger dieser Stadt für den Erhalt kämpfen.


Ps. Wie soll man helfen, wenn erst beschlossen wird und dann noch auf ein Wunder hofft.


Viele Grüße Volker Flach

6.  Volker Flach
Jan 31, 2011 @ 18:14:30

Nachtrag . Im übrigen findet am Dienstag 01.02.2011 um 19.00 Uhr zu diesem Thema und anderen eine Gesprächsrunde im Gasthof “Schwarzes Roß“ statt . Vielleicht interessiert das auch den ein oder anderen Stadtrat.
m.f.G. V. Flach

7.  Carina
    
Feb 02, 2011 @ 13:08:54

Gern möchte ich meinen Kommentar zu den voraussichtlichen Fällungen im Köthener Stadtpark geben. Ich bin selbst Diplom Forstwirtin und immer betroffen, wenn Bäume gefällt werden müssen. Trotzdem muß ich in diesem Fall sagen, dass ich keine Unterschrift gegen die geplanten Fällungen tätigen würde auch wenn es noch so weh tut für die Anwohner, wenn solch ein massiver Eingriff getätigt werden muß. Ich kenne weder den Zustand des Baumbestandes noch das Gutachten, doch ist zu bedenken, wenn Baumwurzeln massiv geschädigt sind, ist die Standfestigkeit erheblich beeinträchtigt. Da hilft meines Erachtens auch keine Durchforstung oder Pflege der Altbäume – im Gegenteil können bei starker Freistellung einzelner Bäume die nur noch über eine eingeschränkte Standfestigkeit verfügen, die Angriffsfläche für Wind und Sturmereignisse verstärken. Soweit aus den Berichten zu erkennen ist, wurde das Gutachten von Herrn Professor Roloff durchgeführt, der mir aus meiner Studienzeit in der Botanikvorlesung bekannt ist. Desweiteren wurden auch Experten geschickt, die beim – soweit bekannt – Institut für Forstbotanik beschäftigt sind an der Fakultät in Tharandt. Deshalb bin ich mir sicher, dass dieses Gutachten in jedem Fall eine hohe Qualität aufweisen muß. Das Institut befasst sich schon seit längerem intensiv mit der Baumpflege, der Verkehrssicherheit von Bäumen und der Begutachtung von Bäumen und bildet selbst Baumkontrolleure aus. Ich selbst konnte an den Seminaren schon teilnehmen. Das Gebiet der Baumpflege sowie die Begutachtung von Bäumen setzt ein sehr komplexes umfangreiches Wissen voraus, dass nicht jeder beherrrschen kann. Wichtig ist auch eine langjährige Erfahrung. Dieses bin ich mir absolut sicher, haben die Gutachter. Die Stadt hat damit für die Lösung des Problems auch die richtigen Experten dafür ausgewählt. Soweit mir aus dem Internet bekannt ist, wurden auch Wurzelausgrabungen getätigt. Die Baumkontrolle hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt vor allem um eben sinnlose Fällungen oder Kappungen sowie Pflegefehler an Bäumen – die leider immer noch vorkommen – zu verhindern. Eine Fällung ist für einen Baumgutachter immer die letzte Instanz. Der Eigentümer des Baumes hat die Verkehrssicherungspflicht und haftet bei einem Unfall. Nicht jeder kann ein Gutachten durchführen sondern es handelt sich um geprüfte Sachverständige. Die Personen übernehmen deshalb eine hohe Verantwortung über ihre Entscheidung. Wenn eine Empfehlung zur Fällung gegeben wird, ist es, auch wenn sehr traurig, sicher notwenig. Die Philosophie, die uns vermittelt wurde, Bäume solang es geht zu erhalten (was ein Grundsatz in der Baumkontrolle ist) kann ich auch für die Expertenkommission geben. Sicher ist es keinem der Gutachter leicht gefallen, eine Empfehlung zur Fällung zu geben. Meine Kinder würde ich deshalb nicht mehr in diesen Baumbestand führen. Soweit mir bekannt ist, sind schon Bäume umgefallen und durch Tauwetter wird dies noch verstärkt werden. Durch die Anhebung des Grundwasserspiegels wurde der Baumbestand scheinbar massiv im Wurzelbereich geschädigt. Das ist durch starke Standortveränderungen möglich. Wichtig sind jetzt wohl, falls die Fällungen durchgeführt werden, Neupflanzungen, die das Bild der Fasanerie in Zukunft wieder herstellen können. Sicher muß man dabei auf die Grundwasserverhältnisse aufpassen und geeignete Bäume dafür pflanzen. In naher Zukunft wird dies sicher das Bild des Parks verändern aber auf die Zukunft gesehen ist dies eine wichtige Maßnahme. Kein Baum lebt ewig. Deshalb sollte jeder gefällte Baum ersetzt werden bzw. mehr auch in anderen Stadtbereichen gepflanzt werden, soweit der Baum dort auch eine reale Chance hat baumgerecht zu wachsen. Schon bei der Pflanzung können spätere Schäden des Baumes verhindert werden. Vielleicht hat die Stadt auch eine Baumschutzsatzung, bei der bei Baumfällungen Auflagen vorhanden sein müssen. Die Fällungen, wenn durch Gutachten bestätigt, sollten abgewogen werden, aber man sollte nicht die Verkehrssicherungspflicht außer Acht lassen. Wenn nämlich Personen geschädigt werden, und aus den Texten scheint eine tatsächliche Gefahr vorhanden zu sein, ist das immer ein sehr trauriges Ereignis, wenn es vermeidbar gewesen wäre. Vor allem, wenn es sich um stark frequentierte Verkehrswege handelt. Altbäume reagieren leider sehr empfindlich auf Standortveränderungen und die Wurzel ist nun mal die Verankerung des Baumes im Boden. Man kann durch Kappungen sicher die Angriffsfläche verringern, jedoch verändern solche Maßnahmen genauso massiv das Bestandesbild wie eine Fällung. Wenn der Bestand gefährdet ist, ist es umso wichtiger, auch Neupflanzungen durchzuführen, die auf lange Frist das Bild des Parks erhalten, dies kann man auch sehr gut mit Baumpflanzaktionen oder Baumpatenschaften verbinden. Ich hoffe ich konnte Sie mit meinem Kommentar etwas unterstützen.

Viele Grüße ! und viel Glück für den Park in Köthen !!!

Quelle: www.westphal-stefan.de

 

 

Super Sonntag 23.01.2011

Unterschriften für die Köthener Fasanerie - Regelmäßige Pflege statt Kahlschlag  

Bis Mitte Februar will Dr. Jörg Rosenkranz mindestens 3 000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid in Sachen Fasanerie sammeln. Foto: A. Katte

 

Köthen (ak). Bis Mitte Februar will der promovierte Landwirt, der seit mehr als 40 Jahren in Köthen lebt, 3 000 Unterschriften sammeln und damit die Beantragung eines Bürgerentscheids erwirken. Würde ein solcher Entscheid zustande kommen, sollen die Köthener über die Frage „Sollen alle notwendigen Instandsetzungsarbeiten in der Fasanerie bis Mitte April 2011 erledigt werden, ohne dass dort ein Kahlschlag vorgenommen wird und soll die Anlage zu Ostern 2011 wieder eröffnet werden?“ abstimmen. Dr. Rosenkranz ist von den ersten Reaktionen der Köthener überrascht. „Die meisten sind der Sache gegenüber sehr aufgeschlossen und haben mir regelrecht ihr Herz ausgeschüttet. Die Fasanerie liegt vielen Köthener sehr am Herzen.“ Seiner Meinung nach wurde die Pflege des Baumbestandes und der Gräben in dem beliebten Köthener Stadtwald seit mehr als 20 Jahren vernachlässigt. Die Verlegung von Regenwasserspeichern und die damit einhergehende Grundwasserabsenkung könnten ebenfalls Einfluss auf die jetzige Situation in dem seit 2009 geschützten Landschaftsbestandteil, in dem mehrere Fledermaus- und Spechtsarten leben, haben. Experten hatten im Auftrag der Stadt die Standfestigkeit von mehreren Bäumen in dem 35 Hektar großen Gebiet untersucht und daraufhin entweder die selektive Fällung von „wackligen Kandidaten“ oder die großangelegte Rodung in ausgewählten Bereichen empfohlen. Zu den Forderungen der Unterzeichner der Aktion gehören statt eines Kahlschlags eine regelmäßige forstliche Pflege und Räumung der Gräben und Durchlässe in der Fasanerie. Die Unterschriftenlisten liegen in vielen Geschäften, Buchhandlungen und Apotheken der Stadt aus. Die Stadtverwaltung Köthen weist auf ihrer Internetseite nachdrücklich darauf hin, dass alle inneren Wege in der Fasanerie weiterhin gesperrt bleiben, nachdem im Januar mehrere Bäume umgestürzt seien. Bei anhaltendem Tauwetter und der damit einhergehenden sehr starken Durchfeuchtung der Fasanerie bestehe die Gefahr, dass weitere Bäume umstürzen. Vorerst könne nur noch der Fasaneriehauptweg betreten werden.

Quelle: Super Sonntag vom 23.01.2011

 

24.01.2011

Ziel ist die Wiederöffnung der Fasanerie zu Ostern

VON UTE HARTLING-LIEBLANG

KÖTHEN/MZ. Der Agrarwissenschaftler Jörg Rosenkranz ist zufrieden. Innerhalb einer Stunde haben er und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative "Pro Bürger Anhalts" am Samstag in einer Stunde rund 150 Unterschriften für die Wiedereröffnung der Köthener Fasanerie zu Ostern gesammelt. Um die 1 000 Unterschriften, die benötigt werden, um einen Einwohnerantrag an den Stadtrat zu stellen, ist Rosenkranz nicht bange. Doch auch die 3 000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid fasst die Initiative ins Auge. In zahlreichen Köthener Geschäften und Institutionen liegen in diesen Tagen ebenfalls Unterschriftslisten aus. Gefordert wird ein Schlussstrich unter die Vernachlässigung des Köthener Stadtwäldchens ebenso wie der Beginn der forstlichen Pflege, die Räumung der Gräben und die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit. Die Schließung der Fasanerie stößt vor allem bei alteingesessenen Köthenern auf Unverständnis. Mit einigen kam die MZ am Samstag ins Gespräch. "Wenn Herbert Kühnel noch leben würde, wäre das nicht passiert", ist der Köthener Ornithologe Reinhard Rochlitzer überzeugt. Die Unterschriftensammlung hält er auch im Gedenken an den vor einem Jahr verstorbenen SPD-Stadtrat und Naturschützer für eine Sache in dessen Sinne. Rochlitzer, der mehr als zwei Jahrzehnte lang Biologie-Lehrer am Köthener Gymnasium war, hat die Fasanerie immer als "grünes Klassenzimmer" gesehen. Unzähligen Schülern hat er dort die Bedeutung der heimischen Flora und Fauna nahe gebracht. Sicher habe niemand an der Vernichtung der Fasanerie Interesse, sagt Rochlitzer, "es muss aber eine Lösung gefunden werden, damit die Natur keinen Schaden erleidet und die Sicherheit dennoch gewahrt wird.". Über welchen Schatz Köthen da verfügt, hat der Ornithologe nach der Wende erfahren, als er eine Besuchergruppe aus Heidelberg zum Tierpark führen sollte. Die sei aber vom Gesang der Nachtigallen in der Fasanerie so beeindruckt gewesen, dass sie gar nicht bis zum Tierpark kam. Über ihre Kindheitserlebnisse in der Fasanerie kamen auch Sieglinde Rosenkranz und das Ehepaar Träger ins Gespräch. Damals gab es dort eine beleuchtete Eisbahn und einen Brezelbäcker. Ein älterer Herr, den alle nur "Buschklepper" nannten, habe in der Fasanerie nach dem Rechten gesehen. In seiner Holzhütte konnte man sich auch aufwärmen und warmen Tee trinken. Die Fasanerie sei für sie die beste Verbindung zur Stadt, erzählen Friedrich Träger und seine Ehefrau, die sich ärgern, dass sie hier nicht mehr entlang radeln können. Selbst bei dem strengen Winter der letzten Wochen sei dort nichts passiert, wundern sich Passanten immer wieder über den drohenden Kahlschlag. Obwohl der Drehorgelspieler Karlheinz Klimt in Thurau wohnt, hat er sich kurzerhand entschlossen, die Unterschriftensammlung auf dem Köthener Holzmarkt mit seinem Drehorgelspiel zu unterstützen. "Ich bin früher immer mit dem Fahrrad durch die Fasanerie nach Köthen zum Einkaufen gefahren", erzählt er. "Und wenn ich die Schatten spendenden Wege dort erreicht habe, war ich immer glücklich, in der Natur zu sein." Thomas Müller, der bei einem Spaziergang mit seinem Hund am Stand von Jörg Rosenkranz, Wolfgang und Thomas Gahler vorbei kam, ließ sich gleich ein paar leere Unterschriftenzettel mitgeben. "Ich bin selbst im Naturschutz tätig", erklärte er, in der Fasanerie gebe es europaweit geschützte Arten, dem trage die Stadt mit ihrem Verhalten nicht Rechnung. Daher wolle er auch privat noch einige Unterschriften sammeln. Die Listen sollen nun bis Dienstag eingesammelt werden, um die Gesamtzahl der Unterschriften zu ermitteln. Wenn die nötige Stimmenzahl für einen Bürgerentscheid zustande kommt, sollen die Köthener über die Frage abstimmen: "Sollen alle notwendigen Instandsetzungsarbeiten in der Fasanerie bis Mitte April 2011 erledigt werden, ohne dass dort ein Kahlschlag vorgenommen wird?"  

 

Kommentar

Zeit zum Umdenken  

UTE HARTLING -LIEBLANG ist dafür, dass gemeinsam mit den Bürgern an einem Kompromiss gearbeitet wird.  

Noch nie hat ein Stadtratsbeschluss in Köthen so hohe Wellen geschlagen wie jener zur Fasanerie. Da geht es um ein Gutachten zur Standsicherheit von Bäumen mit der Folge, dass zahlreiche Bäume der "Axt" zum Opfer fallen sollen. Kahlschlag wird von den Bürgern befürchtet, der diesen Lebensraum für Vögel, Käfer und Fledermäuse bedrohen könnte. Was die Köthener aber besonders schmerzt, ist, dass sie schon seit Monaten keinen Fuß mehr in ihren geliebten Stadtwald setzen dürfen. Einst war die Fasanerie das grüne Klassenzimmer für viele Köthener Schüler, die Älteren gingen hier mit ihren Kindern und später mit den Enkeln spazieren. So kommt es, dass nicht nur alte, sondern auch viele junge Einwohner der Stadt für den Erhalt der Fasanerie kämpfen. Das sollte im Rathaus nicht ungehört bleiben. Egal, ob es am Ende 1 000 oder 3 000 Unterschriften sind, die Stimme der Bürger sollte im Rathaus nicht ungehört verhallen. Die "Axt" gehört zunächst zur Seite gelegt, weil schnellstens ein Kompromiss gefunden werden muss, der Sicherheit nicht auf die leichte Schulter nimmt, der aber auch ermöglicht, dass die Wege in der Fasanerie bald wieder allen offen stehen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

Leserbrief

27.01.2011

Engagement ist toll Zum Beitrag "Ziel ist die Wiedereröffnung der Fasanerie zu Ostern", MZ vom 24.Januar: 

Ich habe 1960 in Köthen mein Abitur gemacht und wohne jetzt seit 40 Jahren in der Schweiz. Als ich meine alte Heimat, die Fasanerie-Allee, besuchte, war ich entsetzt über den Zustand des Fasanerieteiches und des Hubertusteiches, wo wir früher Schlittschuh gelaufen sind oder in den Weiden schaukelten. Toll, dass sich meine alten Freunde für die Instandsetzung dieses schönen Gebietes stark machen. Hoffentlich bekommen sie viele Unterschriften, damit sich Jung und Alt wieder an der Fasanerie erfreuen können.

Christine Karsch, geborene Radtke

 

 

27.01.2011

Zwei Hektar im Versuch

VON MATTHIAS BARTL

Köthen/MZ. In das Thema "Fasanerie" ist neue Bewegung gekommen. Zum einen, weil der Köthener Jörg Rosenkranz und die Bürgerinitiative "Pro Bürger Anhalts" mit einer Unterschriftenaktion dafür gesorgt haben, dass das Thema weiter im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit bleibt. Die Unterschriften werden Freitag an Ulf Schindler, den Vorsitzenden des Stadtrates, übergeben. Zum anderen hat es inzwischen ein Treffen von Vertretern der Stadtverwaltung, der beim Landkreis ansässigen Unteren Naturschutzbehörde und des Betreuungsforstamtes gegeben, bei der man sich mit dem Plan beschäftigt hat, auf einer Musterfläche in der Fasanerie Durchforstungsarbeiten durchzuführen - und dann zu beobachten, welche Wirkungen für den Baumbestand dies zeitigen wird. "Es handelt sich dabei um eine Fläche, die etwa anderthalb bis zwei Hektar groß ist", erläutert Michael Weniger, Leiter des Betreuungsforstamtes in Dessau-Haideburg, dessen Mitarbeiter die Durchforstung durchführen sollen. Man werde sich den Waldbestand anschauen und zum Beispiel Kronenpflege betreiben. "Da werden die besten, schönsten Bäume ausgesucht und so genannte Bedränger herausgenommen." Außerdem sollen bei den Pflegemaßnahmen auch im Wachstum zurückgebliebene, schief stehende und kranke Bäume entfernt werden. "Das muss man tun, damit sich die anderen Bäume besser entwickeln können." Ziel ist es, vor allem Stiel-Eiche, Esche und Ulme "herauszupflegen". Dagegen werde man vom Bergahorn kräftig etwas wegnehmen. Die Wirkung solcher Durchforstungs-Maßnahmen erkenne der Fachmann schnell, so Weniger. Für den Laien sei dies vielleicht nicht so einfach: Die entfernten Bäume hinterlassen natürlich Lücken, die muss der verbliebene Baum mit seinem Wachstum erst einmal füllen. Bei den Pflegemaßnahmen werde man etwa 20 bis 30 Prozent der Biomasse entfernen müssen, sagt der Forstmann. "Das ist in der Fasanerie auch wirklich notwendig, wenn man bedenkt, wie lange dort nichts passiert ist." Man rede ohnehin von langen Zeiträumen. Üblicherweise wird ein Waldquartier einmal in zehn Jahren durchforstet, "hier sollte man vielleicht zweimal im Jahrzehnt eingreifen, aber das wäre das Maximum". Es gehe um viele kleine Schritte: Weniger kann sich vorstellen, ein Jahr ums andere immer zwei Hektar durchzupflegen. Über die Kosten müsse sich Köthen dabei keine Sorgen machen. "Das finanziert sich aus dem Verkauf des Holzes, das entfernt werden muss." Der Termin aber, wann das Betreuungsforstamt mit der Pflege auf dem Musterareal beginnen kann, könnte noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. "Wir brauchen möglichst Bodenfrost. Wenn der Untergrund zu weich ist, kann er durch die für die Pflege notwendigen Maschinen erheblich beschädigt werden." Derzeit ist der Boden viel zu stark durchfeuchtet: Gut möglich, so Weniger, dass man erst im Dezember 2011 loslegen kann oder auch erst im Januar / Februar 2012.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

Leserbrief

28.01.2011, Conrad

Fasanerie

Es ist sehr traurig, sehen zu müssen, wie über die Fasanerie gestritten wird.
Nun bekommt die Stadt Köthen die Rechnung dafür, dass viele, viele Jahre lang sich zu wenig um dieses Kleinod in Köthen gekümmert wurde. Auch ein Wald muss gepflegt werden und man sollte deshalb in vernünftigen Maße gehandelt werden, damit die Menschen aus Köthen und Umgebung wieder ungefährdet durch die Fasanerie gehen können. Vor allem aber, müssen unbedingt die Gräben in der Fasanerie und auch im Ziethebusch ständig gepflegt werden, denn unser alter Fürst hat sich schon was dabei gedacht, als er diese Gräben anlegen lies, denn sie dienen mit zur Wasserregulierung.

 

 

28.01.2011

FASANERIE - Ein kleiner Park mit zahlreichen biologischen Kostbarkeiten

Seit dem Dezember 2009 ist die Fasanerie nicht mehr einfach nur ein Park. Sie ist seitdem "Geschützter Landschaftsbestandteil" und damit im Naturschutzgesetz des Landes verankert. Die Unter-Schutz-Stellung erfolgte auf Antrag der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises.  

Auf der 35 Hektar großen Fläche finden sich nach wie vor nicht nur wertvolle Altholzbestände, zum Beispiel Stiel-Eiche und Ulme, sondern die Fasanerie ist auch Heimat für eine erhebliche Anzahl von Brutvogelarten. Zu Hause sind hier nicht nur fast alle Spechtarten, sondern auch viele Fledermausarten wie der Große Abendsegler, die Wasserfledermaus und die Große Bartfledermaus. Die Fasanerie ist Heimat für drei holzbewohnende Käferarten, die auf diversen Schutzlisten weit oben stehen: Hirschkäfer, Heldbock und Eremit.  

Die Geschichte der Fasanerie als gestaltetes Gelände beginnt im 17. Jahrhundert, als auf Geheiß des Fürsten Ludwig das Sumpfgebiet "Welsche Breite" erschlossen wurde. 1872 erwarb die Stadt Köthen den Busch, und der Gartenbaumeister August Hooff schuf aus ihm ein Wald- und Parkgelände.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

29.01.2011

3070 Bürger haben unterschrieben

VON HELMUT DAWAL

KÖTHEN/MZ. 3 070 Bürgerinnen und Bürger aus Köthen haben sich an der Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative "Pro Bürger Anhalts" beteiligt, mit der gefordert wird, dass die Fasanerie zu Ostern wieder geöffnet werden kann. Die Listen, in einen Ordner geheftet, übergab am Freitag Vormittag der Köthener Agrarwissenschaftler Jörg Rosenkranz an Ulf Schindler (CDU), den Vorsitzenden des Stadtrates. "Ich bin nicht nur zufrieden, sondern überrascht über die enorme Resonanz", zeigte sich Rosenkranz erfreut. Am 14. Januar sei mit der Sammlung begonnen worden. Dass sich viele Köthener von dem Thema angesprochen fühlten, habe sich auch darin gezeigt, dass Bürger unaufgefordert die Listen kopiert und zum Unterschreiben weitergereicht hätten. Die Bürgerinitiative stellt mit den Unterschriftslisten einen Einwohnerantrag an den Stadtrat. Er möge auf seiner Sitzung am 17. Februar die Angelegenheit Fasanerie behandeln und beschließen. Gefordert wird, dass die Verkehrssicherheit in der gesamten Parkanlage nach der üblichen Methode der Baumschau und der darauf aufbauenden selektiven Fällung bzw. Beseitigung der Gefahrenstelle hergestellt und dabei auf jeden Kahlschlag verzichtet wird. Das sollte bis Ostern 2011 geschehen. Der Stadtrat möge zudem beschließen, dass mit der Räumung der Gräben und der Reparatur der Durchlässe in der Fasanerie umgehend begonnen wird. Die Herstellung der Verkehrssicherheit soll Vorrang haben. Erst danach soll die forstliche Pflege verstärkt einsetzen. "Rein formell müssen die Unterschriften jetzt ins Rathaus. Das mache ich gleich anschließend", sagte Ulf Schindler. Aus seiner Sicht dürfe man keinem Stadtrat unterstellen, dass er der Fasanerie etwas Böses wolle, äußerte er. "Ich bin für eine gangbare Lösung, ohne den Park platt zu machen", versicherte Schindler. Die fachlichen Dinge dazu sollten allerdings den Experten überlassen werden. "Dazu äußere ich mich nicht." Die Verwaltung muss jetzt prüfen, ob die in der Gemeindeordnung festgeschriebenen Voraussetzungen für den Einwohnerantrag erfüllt sind, erfuhr die Mitteldeutsche Zeitung bei Waltraud Siersleben, Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Dafür wären 1 000 Unterschriften von Einwohnern der Stadt Köthen, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, erforderlich. Auch bei einem Einwohnerantrag, der das Ziel habe, den Stadtrat zu veranlassen, sich mit einer bestimmten Angelegenheit zu beschäftigen, entscheide der Stadtrat über die Zulässigkeit, nach Prüfung aller formellen und materiellen Voraussetzungen. Werde die Zulässigkeit festgestellt, habe sich der Stadtrat innerhalb von drei Monaten mit dem Thema zu beschäftigen, das im Einwohnerantrag begehrt werde. Gehandelt werden muss schnell, ist man sich in der Bürgerinitiative einig. "Diese grüne Lunge muss erhalten und ordentlich gepflegt werden", äußerte Hans-Joachim Scholz während der Übergabe der Unterschriften. "Wir werden noch weitere Unterschriften nachreichen", kündigte er an. Volker Reinhardt, der sich ebenfalls mit der Bürgerinitiative verbunden fühlt, macht sich indes nicht nur um die Fasanerie Sorgen. "Auch im Ziethebusch muss was getan werden. Dort sieht es teilweise verheerend aus", sagte er.

 

Kommentar

Deutlich "So nicht" gesagt

MATTHIAS BARTL kann vor den Fasanerie-Schützern, die mehr als 3000 Unterschriften sammelten, nur den Hut ziehen

Ich denke, man kann in der Köthener Geschichte so weit zurückgehen, wie man will: Ein derartiges Bürgervotum für einen Teil der Stadt, wie man es jetzt hinsichtlich der Fasanerie erlebt hat, gab es bislang noch nie. Mehr als 3000 Stimmen in knapp 14 Tagen zusammenzutragen, um dadurch das Thema erneut in den Stadtrat zu bringen - das ist eine mehr als erstaunliche Leistung, die Jörg Rosenkranz und seine Mitstreiter vollbracht haben. Sie zeigt zum einen, wie tief verwurzelt die Köthener mit ihrer Fasanerie sind, wie sehr sie an deren Schicksal Anteil nehmen. Die Zahl der Stimmen zeigt aber auch, dass Verwaltung und Stadtrat in der Art, wie sie das Problem behandelt hatten, weit von dem entfernt waren, was die Bevölkerung wollte und will. Der Fehler war nicht, sich von Amts wegen ein Expertenurteil einzuholen. Es ist immer richtig, Fachwissen als Entscheidungshilfe heranzuziehen - wobei die Betonung auf Hilfe liegt. Der Fehler war aber, dieser technokratisch-juristischen Sicht auf das Problem den absoluten Vorrang zu geben, ohne sich über die emotionalen Folgen Gedanken zu machen. Die Fasanerie ist nicht nur ein schlichtes Waldstück, sie ist ein Stück Köthen. Wohl jeder Einwohner hat Erlebnisse gemacht, die sich mit der Fasanerie verbinden. Das heißt dann aber auch, dass in gewisser Weise jedermann betroffen ist, wenn man in der Fasanerie Tabula rasa machen will. Diese Tatsachen zwingen dazu, viel intensiver nach Lösungen zu suchen, die den dauerhaften Erhalt der Fasanerie ins Zentrum stellen - und zwar auf eine Art, die eben nicht weite Teile des Geländes erst einmal komplett platt macht. Niemand soll unterstellt werden, dass er dies will - doch für den bewussten 30-Meter-Streifen wäre genau dies die Konsequenz, wollte man dort alle Großbäume fällen. Dabei gehen, ob man will oder nicht, auch die Kleinen mit über die Wupper. Und man kann es nun drehen und wenden wie man will: 3000 Köthenner haben dazu ganz klar "So nicht" gesagt.  

 

STELLUNGNAHME SPD unterstützt Teile des Antrags

Die Stadtratsfraktion SPD/ Grüne und der SPD-Ortsverein begrüßen die Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern für den Erhalt der Fasanerie als grüne Lunge. Das geht aus einer Pressemitteilung der Fraktion hervor. Wesentliche Teile des Einwohnerantrages werden unterstützt. Die Sanierung der Grabensystems schon in diesem Frühjahr sei eine vordringliche Maßnahme, um die Folgen des gestiegenen Grundwasserspiegels zu mindern. Die Fraktion befürwortet die geplanten Durchforstungsmaßnahmen. Im Winter 2011/2012 sollten auch größere Flächen auf einmal durchforstet werden können. Die Fraktion regt an, aus den jüngsten Erkenntnissen kurzfristig nochmals eine Gefährdungsabschätzung durchzuführen und bei positivem Ausgang den Fasaneriehauptweg der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Bei der Entscheidung sollten die Untere Naturschutzbehörde und des Betreuungsforstamtes mitwirken.

 

CHRONIK Viele Etappen

Das Baum-Drama in der Fasanerie beginnt schon im September 2009. Da informiert die Stadtverwaltung, dass im Laufe des Jahres sechs große Bäume umgefallen seien. Besonderes Kennzeichen: Flache Wurzelteller, keine Starkwurzeln.

Im Januar 2010 wird die Fasanerie gesperrt, nachdem weitere Bäume umgefallen sind. Noch darf aber der Hauptweg betreten werden. Am 2. März wird auch dieser gesperrt. Ein Gutachten soll erarbeitet werden. Im April gibt es erste Informationen dazu: Der Gutachter spricht von großem Gefährdungspotential rund um die "Spinne". Als Grund für die fehlenden Starkwurzeln wird der Grundwasseranstieg angeführt.

Im Juli werden an Joachimi-und Fasanerieallee 29 Bäume gefällt, deren Standsicherheit als gefährdet angesehen wird. Im September informiert die Stadt, dass in einem 30-Meter-Streifen entlang der Straßen aus Gründen der Verkehrssicherheit alle Großbäume gefällt werden sollen.

Dies ruft Agrarwissenschaftler Jörg Rosenkranz auf den Plan. Er zweifelt das Gutachten an und wendet sich im September an die Verwaltung und den Stadtrat. Rosenkranz gräbt selbst nach und findet kein Grundwasser. Im November werden nach Beschluss im Stadtrat Zugversuche an einigen Bäumen durchgeführt, um deren Standsicherheit zu testen, und auf einer Sitzung der von Stadtrat und Verwaltung gebildeten Arbeitsgruppe Fasanerie macht OB Zander gar den Vorschlag, der Landkreis solle die Fasanerie übernehmen. Die Stadt stellt einen Fällantrag, den der Landkreis nicht genehmigt. Das Problem soll stattdessen mit Pflegemaßnahmen gelöst werden, findet die Untere Naturschutzbehörde. Rosenkranz und Mitstreiter von der Bürgerinitiative "Pro Bürger Anhalts" sammeln über 3 000 Unterschriften, um das Thema noch einmal in den Stadtrat zu bringen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

02.02.2011

FASANERIE - Einwohnerantrag soll noch im Februar- Stadtrat behandelt werden. Streifenfällung ist vom Tisch. - Unterschriften werden geprüft.

VON MATTHIAS BARTL

KÖTHEN/MZ - Bis zum Donnerstag will die Stadtverwaltung Köthen mit der Überprüfung der Unterschriftenlisten fertig sein, die der Agrarwissenschaftler Jörg Rosenkranz und Vertreter der Bürgerinitiative "Pro Bürger Anhalts" gesammelt hatten, um damit einen Einwohnerantrag auf den Weg zu bringen. Der Einwohnerantrag hätte zur Folge, dass sich der Stadtrat erneut mit dem Problemfall "Bäume in der Fasanerie" beschäftigten müsste - unter Beachtung der von den Antragstellern gewünschten Stoßrichtung, die Verkehrssicherheit in der gesamten Parkanlage nach der üblichen Methode der Baumschau unter Verzicht auf jeden Kahlschlag wieder herzustellen. Die Prüfung der Unterschriften für diesen Einwohnerantrag sei unumgänglich, erläuterte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander. So haben zum Beispiel nur Unterschriften Köthener Bürger Gültigkeit, auch müssen eventuelle Dopplungen ausgeschlossen werden. Dazu werden die Listen mit den Daten des Einwohnermeldeamtes abgeglichen. Damit sind derzeit allein drei Mitarbeiter der Stadtverwaltung beschäftigt. Vermeidbar ist dieser Aufwand jedoch nicht - "das Ganze muss auch einer möglichen rechtlichen Überprüfung standhalten können", so der OB. Auch den Schätzungen der Initiatoren zufolge werde ein Teil der Unterschriften ungültig sein. Auswirkungen auf den Einwohnerantrag sollte aber die Quantität der Stimmen nicht haben - dafür sind immerhin deutlich mehr Stimmen eingesammelt worden als die 1000 Stück, die für einen Einwohnerantrag nötig wären. Formal gesehen muss der Stadtrat nach Prüfung der Unterschriften die Zulässigkeit des Einwohnerantrags bestätigen. An Letzterem zweifelt Zander nicht, kündigt aber vorsorglich an, ebenfalls eine Verwaltungsvorlage zur Fasanerie einbringen zu wollen: "Wir werden uns nicht hinter einer eventuellen Unzulässigkeit verstecken." Die Prüfung der Zulässigkeit und die inhaltliche Behandlung des Antrags sollen nach Vorstellung des OB im Februar-Stadtrat gleichzeitig erledigt werden. "Die Stadt wird die Angelegenheit nicht auf die lange Bank schieben", sagt Zander. Es sei ein für viele unbefriedigender Zustand eingetreten, in dessen Gefolge auch einige unsinnige Behauptungen immer wieder die Runde machen würden. "Da wird davon gesprochen, dass in die Fasanerie ein Einkaufsmarkt kommen soll oder dass dort Eigenheime gebaut werden oder Parkplätze. Ich habe keine Ahnung, wie die Leute auf so etwas kommen." Ziel sei es, die Fasanerie so herzurichten, dass der Hauptweg wieder für den Publikumsverkehr genutzt werden könne.  

"Die Stadt wird die Angelegenheit nicht auf die lange Bank schieben." Kurt-Jürgen Zander Oberbürgermeister  

Zander informierte, dass das Vorhaben der Stadt, einen 30 Meter breiten Streifen entlang der Joachimi- und der Fasanerieallee aus Gründen der Verkehrssicherheit komplett fällen zu lassen, vom Tisch sei. Man wolle stattdessen im Frühjahr eine neue Risikoabschätzung für die Fasanerie vornehmen lassen. Dabei wolle man sich alle Bäume ansehen, die von der Optik her als Problem angesehen werden dürften - kranke Bäume, schief stehende Bäume. Man werde nicht umhin können, solche Bäume zu entfernen. "Wir werden links und rechts des Hauptweges einzelne Bäume fällen müssen, die ein Risiko für Passanten darstellen." Genau betrachtet nimmt dies eine Entscheidung über den Einwohnerantrag ein Stück weit vorweg. Unbenommen davon bleibt aber die von den Bürgern gestellte Aufgabe bestehen, die Fasanerie als Ganzes - also auch in den Bereichen, die vom Hauptweg ein Stück weit entfernt sind, wie die "Spinne" oder das Terrain zwischen Buschteich und Liegewiese - wieder so durchzupflegen, dass der Park sich in Zukunft stabil entwickeln kann. Wann freilich das Betreuungsforstamt mit seinen Pflegearbeiten auf der Musterfläche gegenüber dem "Waldfrieden" beginnen kann, ist weiter ungewiss, weil von einer längeren Frostperiode abhängig. Immerhin hat die Stadt inzwischen damit begonnen, zu kartieren, wo und wie viele Großbäume bisher in der Fasanerie umgestürzt sind. Auch in diesem Punkt braucht man den Überblick, wenn man die Situation der Fasanerie genau beschreiben will, um die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen einzuleiten.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

07.02.2011

Kein Geschenk für den Landkreis

KÖTHEN/MZ/MB. Die Fasanerie bleibt Köthener Eigentum. Nach Informationen der MZ hat Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander in einem Schreiben an Landrat Uwe Schulze das Angebot zur Schenkung der Fasanerie zurückgenommen. Im November hatte Zander auf einer Sitzung der Arbeitsgruppe Fasanerie in einer spontanen Aufwallung dem zur Arbeitsgruppe gehörenden Vertreter des Landkreises die Fasanerie als Geschenk angeboten - wenn der Landkreis der Meinung sei, er könne die Sicherheit der Fasanerie mit den üblichen baumpflegerischen Maßnahmen wiederherstellen und aufrechterhalten, dann solle er den Park doch gleich in Eigentum übernehmen. Der damals geplatzte Kragen ist wieder zugeknöpft - und jetzt befindet man sich mit der Fasanerie wieder auf einem Weg, der die baldige Wiedernutzung des seit über einem Jahr gesperrten Stadtwaldes möglich machen sollte. Zu diesem Zweck hat die Stadt einen neuen Baumfällantrag an den Landkreis gerichtet, wonach 17 Bäume entlang der Straßen und des Hauptweges entfernt werden sollen. Dabei handelt es sich um Bäume, die in sichtbar desolatem Zustand sind, bzw. die erheblich schief stehen. Die Genehmigung zum Fällen dieser Bäume wird die Stadt wohl erhalten, nicht aber die Genehmigung zum Fällen der mehr als 200 Bäume in dem 30-Meter-Streifen entlang der Fasanerie- und der Joachimiallee. Nach Ansicht des Landkreises würde die Stadt dazu gar keine Fällgenehmigung benötigen: Wenn, wie das Gutachten von Roloff feststellt, Gefahr im Verzug ist, dann kann man Bäume auch ohne Genehmigung fällen. Tut man das nicht, wiewohl man es könnte, ist vielleicht doch keine Gefahr im Verzug - dann wäre das Fällen der allermeisten Bäume in diesem Bereich ohnedies nicht notwendig. Diese Überlegung wird auch davon getragen, dass der Versicherer der Stadt, der Kommunale Schadensausgleich in Berlin, offenkundig von seiner ursprünglichen Betrachtung des Problems abgerückt ist und wieder die Deckungszusage für mögliche Schäden übernommen hat. "Dadurch stehen wir rechtlich deutlich sicherer da als vorher", betont OB Kurt-Jürgen Zander. Der aber dennoch von der Landkreisverwaltung erwartet, dass sie sich schriftlich zum Fällantrag der Stadt äußert - ob nun mit einer Genehmigung oder einer Ablehnung. Oder einer Erklärung: "Wenn man dazu eine Meinung hat, dann möchten wir die auch schriftlich haben. Das ist auch eine Frage der Ordnung." Mit der Fasanerie wird sich am 17. Februar auch der Stadtrat befassen. Zum einen wird über die Zulässigkeit des Einwohnerantrags befunden, zum anderen beraten, wie es fachlich in der Fasanerie weitergeht.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

Leserbrief

11.02.2011

Bestürzt über Pläne mit der Fasanerie - Zur geplanten Fällung zahlreicher Bäume in Köthen:

Mit großer Betroffenheit und Unverständnis habe ich von der geplanten Baumfällung in der Fasanerie gehört. Ich lebe seit 50 Jahren in Hannover, doch besuche ich regelmäßig meine alte Heimat Köthen und bin bestens über alles informiert. Die Fasanerie habe ich als Kind, als Jugendlicher und später als Familienvater schätzen gelernt. Sie bildete einen Teil der "grünen Lunge" Köthens. Ich denke gern an die Spaziergänge und den Besuch des Tierparks. Wie gern sind wir als Kinder mit unseren Eltern in der Fasanerie gewesen. Eine gepflegte Fasanerie mit einem gepflegten Baumbestand ist eine Bereicherung für die Einwohner, aber auch eine Bereicherung des Freizeitangebots und für die Attraktivität der Stadt Köthen. Lasst die Bäume nicht sterben!  

Götz Reinhardt, Laatzen

 

 

18.02.2011

Hauptweg soll Ostern offen sein

VON HELMUT DAWAL

KÖTHEN/MZ. Die Köthener Stadträte haben während ihrer Sitzung am Donnerstagabend den Einwohnerantrag zur Fasanerie für zulässig erklärt und zugleich ein Maßnahmenpaket beschlossen, das den dauerhaften Erhalt dieses Stadtparkes sichern soll. Damit wurde dem Anliegen des Einwohnerantrages in weiten Teilen entsprochen. Mehr als eine Stunde lang wurde über das Thema diskutiert. Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander (SPD) richtete seinen Dank an Jörg Rosenkranz, dessen Hartnäckigkeit es zu verdanken sei, dass der ursprünglich geplante Kahlschlag nicht komme. "Es hat zu einem breiten Nachdenken über die Fasanerie geführt und auch zu einem Umdenken bei den Mitarbeitern der Verwaltung", sagte Zander. Das jetzt vorliegende Maßnahmenpaket bezeichnete der OB als "umsetzbar und richtig". "Es ist ein Kompromiss aus Wünschenswertem und Machbarem. Und es ist auch haftungsrechtlich vertretbar", äußerte Zander. Ähnlich sahen es die Stadträte. Die Fraktionen CDU, Linke, SPD / Grüne und FDP hatten sich im Vorfeld auf die Maßnahmen verständigt und zu deren Umsetzung einen gemeinsamen Antrag gestellt. In den Diskussionsbeiträgen der Fraktionsvertreter wurde ausdrücklich das Engagement von Jörg Rosenkranz gewürdigt. Und zu den vorgesehenen Arbeiten in der Fasanerie gab es weitgehend Übereinstimmung. Alles, so schien es, war auf den besten Weg gebracht worden. Initiator Jörg Rosenkranz freilich war mit dem Beschlussentwurf alles andere als zufrieden. "Wenn sie den vorliegenden Beschluss tatsächlich fassen, werden wir alle unsere Fasanerie nach kurzer Zeit nicht mehr wiedererkennen", wandte er sich an die Stadträte. Der Agrarwissenschaftler kritisierte insbesondere, dass gerade ein Kahlschlag, den die Bürger nun überhaupt nicht wollen, weiter zu den Maßnahmen gehören soll, zwar nicht mehr an der Straße, dafür aber im Inneren der Fasanerie. Laut Beschluss ist "auf Flächen von einem halben Hektar ein weitgehender Kahlschlag erforderlich, um den notwendigen Lichteinfall für das Gedeihen der Jungpflanzen sicherzustellen". Rosenkranz beschrieb die Dimension eines solches Kahlschlags: Das sei ein Fußballfeld oder eine Fläche, so groß wie der Köthener Markt von der Löwen-Apotheke bis zum Stadthaus. Zweifel meldete er an der vorgesehenen Durchforstung entlang der Straßen an, das werde ebenfalls sehr dicht an einen Kahlschlag heranführen. Zudem äußerte er sein Unverständnis darüber, dass der Hauptweg nicht zu Ostern, sondern irgendwann im ersten Halbjahr aufgemacht werden soll. Außerdem fehle im Beschluss jeglicher Hinweis darauf, dass eine Dokumentation der Maßnahmen zur Herstellung der Verkehrssicherung erfolgen soll. Die Bürger könnten sich durch diesen Beschluss verhöhnt fühlen, äußerte Rosenkranz. Eine Reaktion darauf könnte ein Bürgerbegehren sein, dem Rosenkranz durchaus Chancen einräumte. Zu den 3 070 Unterschriften, die er Ende Januar an den Stadtratsvorsitzenden Ulf Schindler (CDU) überreichte, gab Rosenkranz am Donnerstagabend eine Mappe mit weiteren 3 448 Unterschriften ab. Zusammen haben sich damit 6 518 Bürgerinnen und Bürger der Aktion der Bürgerinitiative zum Erhalt der Fasanerie angeschlossen. In einer Auszeit tauschten sich die Stadträte über Rosenkranz' Anmerkungen aus, änderten aber ihre grundsätzliche Haltung nicht. "Wir sind übereingekommen, jetzt mit den Maßnahmen anzufangen. Schaffen wir heute den Beschluss nicht, können wir nichts mehr machen, die Vegetationsperiode steht bevor", äußerte Brigitte Take namens der CDU-Fraktion und fügte hinzu, dass im laufenden Prozess ja auch nachgebessert werden könne. So sah es auch die Fraktion SPD / Grüne, deren Vorsitzender Martin Pfarr sagte: "Ich habe Frau Takes Ausführungen nichts hinzuzufügen." Auch Ronald Maaß (Die Linke) verwies auf den Zeitfaktor. "Machen wir heute keinen Beschluss, legen wir das Thema auf unbestimmte Zeit auf Eis", äußerte er. Ein Antrag, den Uwe Schönemann (FDP) stellte und der auch die Mehrheit fand, kam dem Anliegen der Bürgerinitiative wieder entgegen. Nunmehr besteht das Ziel darin, den Hauptweg und weitere nicht gefährdete Teile der Fasanerie bis zu Ostern dieses Jahres zu öffnen. Befürwortet wurde ebenso ein CDU- Antrag, wonach es in der Fasanerie zeitnah eine Begehung von Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses geben soll, unter Einbeziehung von Vertretern des Betreuungsforstamtes und der Naturschutzbehörde. Der Ausschuss erwartet zudem von der Verwaltung eine lückenlose Berichterstattung über alle Aktivitäten, die in der Fasanerie laufen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

Leserbrief

23.02.2011,bedo05

Hauptweg

Es ist doch die blanke Heuchelei vom Bürgermeister Herr Zander, erst groß beurteilen daß es keinen anderen Wege gebe und jetzt kleinlaut seine Fehler eingestehen. Es sollte nun endlich mal Pflegearbeiten nicht nur in der Fassanarie sondern auch im Ziethebusch durchführen,dann braucht auch keine Bäume gefällt werde. Aber Anderseits ist es ja auch Tatsache, daß unter Herr Zander in den letzten Jahren lieber abgerissen wird als zuerhalten, z.B. Theater, alte Apotheke, erst verkommen lassen und dann abreißen, danke Herr Zander für den Verlust von Traditionen in Köthen.

 

 

23.02.2011

17 Fasaneriebäume fallen - Stadt Köthen begründet dies mit Verkehrssicherungspflichten. Entlang des Hauptweges werden Pflegearbeiten durchgeführt. 

KÖTHEN/MZ/MB - Die Stadt Köthen hat am Montag mit Fällarbeiten in der Fasanerie begonnen. Dies bestätigte Umweltamtsleiter Oliver Reinke auf MZ-Nachfrage. Es handele sich dabei um die bereits angekündigte Baumfällungen aus Gründen der Verkehrssicherung, so Reinke. Die Fällungen der 17 Bäume werden sowohl entlang der Joachimi- und der Fasanerieallee erfolgen als auch am Hauptweg durch die Fasanerie. Es betrifft sowohl um Bäume, an denen Zugversuche zur Messung ihrer Standsicherheit vorgenommen wurden, als auch um andere Bäume, in denen die Stadt Gefährdungspotential für Straßenverkehr und Fußgänger sieht. Man habe die Fällungen bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt, informierte Reinke. Eine Genehmigung brauche man nicht, da es sich um Gefahrenabwehr handele. Daher werde dafür auch kein Stadtratsbeschluss benötigt, "aber der Stadtrat ist informiert". Gleichzeitig führt die Stadt an Bäumen entlang des Hauptweges Kronenpflege und Totholzbeseitigung durch, erklärte der Umweltamtsleiter. "Wir haben unter diesem Gesichtspunkt 2010 in der Fasanerie gar nichts gemacht, müssen jetzt aber tätig werden, da der bislang gesperrte Hauptweg wieder freigegeben werden soll. Da darf dann aber in den Bäumen entlang des Weges kein Totholz mehr sein." Die Arbeiten werden durch die städtische Grünflächenabteilung und eine Firma aus Ahaus ausgeführt.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

Amtsblatt der Stadt Köthen/Anhalt 25.02. 2011

Die CDU-Fraktion im Stadtrat Köthen informiert

Der Stadtrat befasst sich in seiner Sitzung am 17. Februar mit einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen zum Thema Fasanerie. Die Sorge um unseren Stadtwald treibt Stadträte und Bürger gleichermaßen um. Viel zu wichtig ist uns allen unsere "grüne Lunge". Viel zu wichtig, um undifferenziert und unsensibel in den Bestand einzugreifen. Deshalb gilt an dieser Stelle auch den vielen Bürgern unser Dank, die mit ihren Aktionen zur Entscheidung über die weitere Entwicklung dieses Erholungsgebietes beitragen. In vielen Leserbriefen, Versammlungen und in der Unterschriftensammlung kommt zum Ausdruck, dass man gemeinsam Verantwortung für ein Stück Köthener Natur tragen will. Wir denken, dass hier der Bürgerwille und die Verantwortung der Räte Hand in Hand gehen. Eine entsprechende Vorlage der Verwaltung zum Vorgehen in der Fasanerie lässt uns hoffen, dass das Gelände nun fachmännisch durchforstet wird, dass man von übereiltem Kahlschlag Abstand nimmt und dass man die neue Situation kompetent wertet. Die Sicherheit der Menschen, die ihre Freizeit im Park verbringen wollen, steht natürlich an oberster Stelle. Das zu berücksichtigen, ist richtig und wichtig. Die Fasanerie ist zum selben Zeitpunkt angepflanzt worden. Alte und in die Jahre gekommene Bäume, die keinen Stand mehr haben, müssen ersetzt werden. Aber machen wir uns nichts vor, es wird Jahre dauern, bis die Aufforstung die entstehenden Kahlflächen schließen wird. Nur so können wir allerdings auf Dauer den Bestand sichern. Wir alle gemeinsam sind für unsere Natur und die Umwelt verantwortlich. Wir müssen sensibel mit diesem Geschenk umgehen, damit sich auch unsere Kinder und Enkel noch an ihm erfreuen können - im Winter ihre Runden auf dem Buschteich drehen können oder die Nachtigall in lauen Sommernächten schlagen zu hören, das sollte auch ihnen vergönnt sein. Kümmern wir uns also gemeinsam um dieses Fleckchen Erde. Übernehmen wir gemeinsam Verantwortung.

Ihre Brigitte Take im Namen der CDU-Fraktion

Die Fraktion SPD/Bündnis 90-Die GRÜNEN im Stadtrat Köthen informiert

Die Fasanerie bleibt grün

In den letzten Monaten wurde viel über das Thema Fasanerie gesprochen und geschrieben. Sehr viel Sachverstand von Seiten der Köthener Bürgerinnen und Bürger sowie von Fachleuten wurde und wird in die Diskussion eingebracht. Ich denke, niemand kann die Bedeutung der Fasanerie für unsere Stadt besser einschätzen, als die Köthener Bürger. Leider gab die lange Diskussion auch viel Raum für Spekulationen und Halbwahrheiten. Unsere Fraktion hat als eine der ersten ein Positionspapier zu diesem komplexen Thema verfasst und veröffentlicht, dabei ist es uns wichtig darauf hinzuweisen, dass wir dieses gern mit den anderen Parteien im Stadtrat und der Bevölkerung diskutieren wollen. Ich möchte diese Möglichkeit nutzen, Ihnen das Positionspapier in seiner vollen Länge und Ausführlichkeit zur Verfügung zu stellen: Die Stadtratsfraktion SPD/Bündnis 90-Die GRÜNEN begrüßt die Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt für den Erhalt der Fasanerie als Grüne Lunge unserer Stadt. Wir unterstützen wesentliche Teile des geplanten Einwohnerantrages.

1. Sanierung der Grabensysteme

Die Beräumung und Instandsetzung der vorhandenen Grabensysteme sehen wir als langfristig wirksame und vordringliche Maßnahmen an, um die Folgen des gestiegenen Grundwasserspiegels zu mindern. Der Stadtrat der Stadt Köthen (Anhalt) hat beschlossen, im Jahr 2011 10.000 Euro u. a. für ein hydrologisches Gutachten einzustellen, aus dem diese Maßnahmen auch fachlich fundiert abgeleitet werden können. Im Frühjahr 2011 sollte mit einer Beräumung der Gräben begonnen werden. Weitere Maßnahmen sollten von fachlichem Sachverstand geleitet und unter Beteiligung der engagierten Bürger unserer Stadt in den folgenden Jahren umgesetzt werden. Wir sind uns bewusst, dass ein zufrieden stellender Zustand der Fasanerie erst in einigen Jahren erreicht sein wird.

2. Durchforstung der Fasanerie

Die Stadtverwaltung teilte der Fraktion auf Anfrage mit, dass nach Abstimmungen zwischen der Stadt Köthen (Anhalt), dem Betreuungsforstamt und der unteren Naturschutzbehörde im Februar 2011 auf einer Fläche von ca. 1,5 bis 2 ha eine erste Durchforstungsmaßnahme durchgeführt wird. Im nächsten Schritt sollten die Durchforstungsmaßnahmen in dem 30-m-Streifen entlang der die Fasanerie umgebenen Straßen durchgeführt werden. Wünschenswert wäre es, dies in größeren Abschnitten zu tun. Zielstellung ist zum einen, einen gesunden Waldaufbau in der Fasanerie durch die Durchforstung insgesamt zu erreichen und dabei Bäume gezielt zu entnehmen, die die Bestandsentwicklung beeinträchtigen oder eine Gefährdung für die Öffentlichkeit darstellen. Wir regen an, diese Maßnahmen so zu gestalten, dass hierbei die Wurzeln der zu entnehmenden Bäume für eine Untersuchung genutzt werden können. Des Weiteren setzen wir uns dafür ein, dass im Winter 2011/2012 auch größere Flächen auf einmal durchforstet werden können.

3. Öffnung der Wege

Wir unterstützen den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die Fasanerie schnellstmöglich und soweit wie möglich wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unbestritten jedoch ist die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren Bäume in erheblichem Maße umgefallen sind. Wir weisen deshalb darauf hin, dass der Stadt Köthen als Eigentümerin der Fasanerie hier die Verkehrssicherheitspflicht mit allen daraus erwachsenen rechtlichen Folgen, insbesondere auch Haftungsfolgen, für den Fall, dass Menschen zu Schaden kommen, obliegt. Oberste Priorität allen Handelns muss es sein, Gefahren von den Besuchern der Fasanerie abzuwenden. Wir fordern die Verwaltung auf, zu prüfen, ob durch deutlich weniger einschneidende Maßnahmen als bisher geplant die Verkehrssicherheit gewährleistet werden kann. Wir regen an, aus den jüngsten Erkenntnissen kurzfristig nochmals eine Gefahrdungsabschätzung durchzuführen und bei positivem Ausgang, den Fasaneriehauptweg der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Dazu sollte eine Entscheidung unter Einbeziehung der Unteren Naturschutzbehörde und des Betreuungsforstamtes im ersten Halbjahr 2011 getroffen werden. Wir freuen uns, dass es engagierte Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt gibt, die mit uns dafür eintreten, dass Köthen jetzt und für spätere Generationen eine lebenswerte Stadt bleibt. Die Fasanerie bleibt grün. In diesem Sinne hoffe ich nun auf eine weitere sachliche Diskussion um dieses schützenswerte Kleinod unserer Stadt.

Mit freundlichen Grüßen im Namen der Fraktion SPD/Bündnis 90-Die GRÜNEN Ihr Jan Kiese

Die Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Köthen informiert

Fasanerie - Schritte in die richtige Richtung

Das Thema "Fasanerie" beschäftigt die Köthener Seelen seit Wochen. Nicht ganz unverschuldet müssen Stadtrat und Verwaltung zur Kenntnis nehmen, dass die Bürger auf eine Lösung drängen. Eine kurzfristig durch Dr. Rosenkranz ins Leben gerufene Unterschriftensammlung erbrachte innerhalb weniger Tage 5.000 Unterschriften und damit ein klares Bekenntnis dafür, alles für eine kurzfristige Öffnung der Fasanerie zu tun. Die übereilte Positionierung zur großflächigen Abholzung, zur Sicherung des Versicherungsschutzes, führte in die Sackgasse. Da kann man nur sagen, erst denken und abwägen, dann entscheiden und handeln. Von mehr als 5.000 Unterschriften aufgefordert, legte die Verwaltung dem Stadtrat nun mehr konstruktive Vorschläge und Lösungsansätze zur Beratung vor. Sie sind ein Schritt in die richtige Richtung und werden mehrheitlich vom Stadtrat unterstützt. Die Diskussion um den Versicherungsschutz wurde versachlicht und behindert die angestrebte Lösung nicht mehr. Die geschmacklose Schenkungsdiskussion ist vom Tisch und die Signale gehen in Richtung abschnittsweise Öffnung der "grünen Lunge Köthens". Die Öffnung des Hauptweges im 1. Halbjahr steht bevor, von notwendigen Kahlschlägen im "30-m-Bereich" ist keine Rede mehr. Der Stadtrat wird voraussichtlich im April alle notwendigen Entscheidungen treffen. Wir wissen, dass die Forderungen der Bürgerinitiative etwas weitgehender sind, dennoch trägt DIE LINKE den vorliegenden Kompromiss in diesem schwierigen Sachverhalt. Ihnen, Herr Dr. Rosenkranz und Ihrer Bürgerinitiative, ist es zu verdanken, dass nunmehr ein lösungsorientiertes Denken und Handeln greift.

Ihr Ronald Maaß

Quelle: Amtsblatt der Stadt Köthen/Anhalt vom 25.02. 2011, Ausgabe: KW 8/11, Jahrgang: 20

 

26.02.2011

FASANERIE - Jörg Rosenkranz plädiert stattdessen für eine genaue Einzelbaumbetrachtung. Besorgt über Kahlschlag-Gedanken.

VON MATTHIAS BARTL

KÖTHEN/MZ - Ab heute sind es noch 55 Tage. 55 Tage, die der Stadtverwaltung zur Verfügung stehen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ein Versprechen einzulösen: den Hauptweg der Fasanerie und weitere "nicht gefährdete Teile" bis Ostern wieder für Spaziergänger zu "entsperren". So war es im Stadtrat beschlossen worden -nach einigermaßen gründlicher Debatte, deren Ursache die Einwohner der Stadt Köthen lieferten: Jörg Rosenkranz, der sich seit Monaten dem ursprünglichen Vorhaben der Verwaltung, einen 30-Meter-Streifen entlang der Straßen abzuholzen, entgegengestellt hatte, sammelte gemeinsam mit Unterstützern mehr als 6500 Unterschriften zum Erhalt der Fasanerie, da war allein schon die Quantität ein überzeugendes Argument, nochmals über die Zukunft des Stadtparks nachzudenken.

Mehr als 17 Bäume?

Zu dem die Stadt auch etliche Maßnahmen entwickelt hat und teilweise bereits umsetzt (die MZ berichtete). Dazu gehören Kronenpflege und Totholzentfernung entlang des Hauptweges, dazu gehört aber auch das Fällen von 17 Bäumen entlang der Straßen und des Hauptweges - aus Gründen der Verkehrssicherheit und damit ohne die Verpflichtung eine Fällgenehmigung einzuholen. In diesem Punkt scheinen sich neue Diskrepanzen zwischen der Verwaltung und der Bürgerinitiative zu entwickeln - aus deren Reihen hört man Stimmen, es seien mehr als die angegebenen 17 Bäume gefällt worden. Den Nachweis darüber anzutreten, dürfte aber schwer fallen - es sei denn, man hätte vor der Fällaktion die alten Baum-Schäfte durchgezählt und könnte dies ins Verhältnis zur Zahl der neuen setzen. Rosenkranz will in diesem Punkt nicht das Kind mit dem Bade ausschütten: "Wir können nicht jeden einzelnen Schnitt überwachen oder uns an Bäume anketten." Das sei nicht Sinn der Sache. "Wir können aber verlangen", findet der Agrarwissenschaftler, "dass diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass die Fasanerie so lange vernachlässigt wurde, alles in Ordnung bringen." Was für Rosenkranz bedeutet: kein Kahlschlag, wie für Neuanpflanzungen beschlossen wurde. Dies aber, so ein Naturschutz-Experte, sei gar nicht anders machbar, wenn man Stieleichen heranziehen wolle. Quercus Robur sei eine "Lichtbaumart": "Ohne Licht kommt keine Eiche." Eine Aussage, die ihre Bestätigung auch in den zwei Anpflanzungen findet, die in den zurückliegenden Jahren in der Fasanerie eingerichtet wurden -das geschah auf großen freien Flächen und die dort bislang herangewachsenen Eichen sind unübersehbar gesund und kräftig.

Genug freie Stellen für die Eiche

Rosenkranz will das nicht abstreiten, will es aber auch nicht zur Gänze gelten lassen. Die Eiche sei in der Fasanerie zwar vertreten, aber nicht dominierend. Es gebe genauso Esche, Ulme Bergahorn - "wenn man Eichen in der Fasanerie will muss man keine Anpflanzungen auf einem Kahlschlag vornehmen, der letztlich dafür sorgt, dass ein Stück Fasanerie für eine Generation verloren ist", sagt Rosenkranz. Es gebe in der Fasanerie genug freie Stellen, wo einzelne Eichen angepflanzt werden könnte. Und es gebe schon an manchen Stellen junge Eichen, die von allein ein Stück weit aufgewachsen seien. Die Zukunftsbäume müsse man finden und unterstützen. Es gehe um eine schonende Durchforstung ohne Kahlschläge. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet Rosenkranz auch die derzeitigen Verkehrssicherungsfällungen mit großem Interesse. Da zeige sich nämlich, was möglich sei, findet er. Wo man ursprünglich einen 30-Meter-Streifen komplett habe fällen wollen - entlang der beiden angrenzenden Straßen - reicht es nun aus, sieben Bäume zu fällen, um die Verkehrssicherheit herzustellen. Diese Verfahrensweise solle, so Rosenkranz, auch im Inneren der Fasanerie angewendet werden -"da muss man sich jeden einzelnen Baum ansehen und entscheiden, ob er wirklich eine Gefahr darstellt oder nicht." Über einen Kahlschlag, um anschließend aufforsten zu können, müsse man dann nicht mehr reden.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

03.03.2011

In der Fasanerie wird aufgeräumt  

In der Köthener Fasanerie wird seit gestern aufgeräumt. Bis zum 11. April entfernen Mitarbeiter der BVIK, des Grünflächenamtes und des Friedhofs Schnittgut und legen die Gräben frei. Danach sind solche Arbeiten wegen Naturschutz nicht mehr möglich. 

KORREKTUR vom 04.03.2011: In der gestrigen Bildnachricht "In der Fasanerie wird aufgeräumt" ist uns leider ein Fehler unterlaufen. Richtig muss es heißen, dass die Arbeiten dort bis zum 11. März dauern. Die Beräumung von Gräben ist nach dem 28. Februar nicht erlaubt. Hierfür wäre eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

12.3.2011

Kurze Meldung(en)

BÜRGERINITIATIVE - Start für zweite Unterschriftensammlung 

KÖTHEN/MZ - Zur Info-Veranstaltung "Fasanerie, mein Stück Heimat: Ich will Dich nicht verlieren" und zum Beginn der zweiten Unterschriftensammlung lädt am Dienstag, dem 15. März, 19 Uhr, die Bürgerinitiative "Pro Bürger Anhalts" in die Creperie Lorette ein.  

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

14.03.2011

Kurze Meldung(en)

FASANERIE - Unterschriften werden gesammelt

KÖTHEN/MZ- Zu einer Informationsveranstaltung "Fasanerie, mein Stück Heimat - Ich will dich nicht verlieren" und zum Beginn der zweiten Unterschriftensammlung lädt am morgigen Dienstag, dem 15. März, um 19 Uhr die Bürgerinitiative Anhalt in die Creperie Lorette nach Köthen, Bernburger Straße 58, ein. Die Bürgerinitiative kämpft gegen die geplante Abholzung.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

17.03.2011

Bissige Bemerkungen und Attacke gegen Kahlschläge - Auch ein Stein des Anstoßes: Im Bereich der Fasanerie zwischen Tierheim und Liegewiese gibt es laut Gutachten keine Bäume deren Standsicherheit gefährdet ist. Warum, so die Frage der Bürgerinitiative, ist der Bereich dann überhaupt gesperrt?

VON MATTHIAS BARTL

KÖTHEN/MZ - Die Bürgerinitiative für die Fasanerie hat ihre zweite Unterschriftenaktion auf den Weg gebracht. Diesmal, so erläuterte Jörg Rosenkranz, Initiator des Widerstandes gegen die Abholzungen im Köthener Stadtpark, gehe es darum, einen Bürgerentscheid auf den Weg zu bringen. Dieser richtete sich gegen Teile des Stadtratsbeschlusses vom 17. Februar. Vor allem dass darin von einem "weitgehenden Kahlschlag" auf Flächen von einem halben Hektar die Rede ist, rief den Widerspruch der Bürgerinitiativler um Jörg Rosenkranz hervor. Der Beschluss sei eine "Mogelpackung": Zum einen werde zwar von "Einzelbaumentnahme" und Durchforstung gesprochen, aber unter dem Punkt "Aufforstung" gehe es wieder darum, ganze Flächen kahl zu schlagen. Ein halber Hektar, rechnete Rosenkranz bei einem Treffen in der Creperie "Lorette" vor, entspreche etwa der Größe des Köthener Marktplatzes. Zwar sei ein Kahlschlag als forstliche Methode anderswo nicht unüblich, bei Fichten- oder Lärchenplantagen in Sibirien oder Skandinavien etwa, "das ist aber keine Methode für eine Parkanlage". Dass Eichen für ihr Wachstum Licht benötigten, sei klar, "aber da gibt es in der Fasanerie genug kleine Flächen, die schon für Eichen-Anpflanzungen vorhanden sind." Diese kleinen Horste würden allerdings mehr Arbeit machen.

"Der Stadtrat wird uns nicht zuvorkommen." Gunter Schneider Bürgerinitiative 

Zweites Ziel der Unterschriftenaktion und des Bürgerentscheides sei es, die komplette Fasanerie bis Weihnachten 2011 wieder zu öffnen. Dazu seien alle Arbeiten für die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit bis zum 20. Dezember 2011 zu erledigen, "ohne dass weitgehende Kahlschläge in der Anlage vorgenommen werden." Die Kosten für die Herstellung der Verkehrssicherheit schätzt Rosenkranz auf etwa 23 700 Euro, die durch den Erlös aus dem Holzverkauf (geschätzte 24 800 Euro) gedeckt werden könnten. Rosenkranz hatte sich für die Kosten-Nutzen-Schätzung der Hilfe eines pensionierten Forstwirts versichert und hatte diesen eine Bewertung treffen lassen, "allerdings nur nach Augenschein." Rosenkranz nutzte die Veranstaltung, Bilanz der zurückliegenden Bemühungen um die Fasanerie zu ziehen und schrieb - verbal unterstützt von etlichen Teilnehmern des Treffens - Verwaltung und Stadtrat einige bissige Bemerkungen ins Stammbuch. Er habe bei seinen Kontakten alles erlebt -von Korrektheit und Freundlichkeit bis zu Arroganz und "Verschlagenheit der schlimmsten Art". Man könne nicht davon reden, dass der Stadtrat die Verwaltung kontrolliert. Außerdem sei ihm aufgefallen, "in welch hohem Maße dort Führung herrscht", womit Rosenkranz fraktionelle Zwänge umschrieb. Der Agrarwissenschaftler wies noch einmal auf Ungereimtheiten hin: So auf die Behauptung der Verwaltung, der kommunale Versicherer hätte gefordert, den 30-m-Streifen an den Straßen kahlzuschlagen. Eine Behauptung, die zerbröselte, nachdem Rosenkranz beim Versicherer nachgefragt hatte. An diesen Umstand knüpfte sich öffentliche Kritik: Warum habe das Rosenkranz tun müssen? Warum nicht die Stadträte? Warum sind so viele Abgeordnete für Kahlschlag und nicht dafür, nach anderen Lösungen zu suchen? Solche und ähnliche Fragen wurden gestellt, und es waren wenigstens zwei Stadträte in der Creperie, die sich auch als solche zu erkennen gaben: Michael Deißner von der CDU und Ronald Maaß von den Linken. Die kontroverse Debatte, die im Stadtrat geführt wurde, so Deißner, sei Beweis dafür, dass Rosenkranz´ Behauptung von Führung und Fraktionszwang nicht stimme. Und Maaß, der sich von OB Kurt-Jürgen Zander manipuliert fühlte, verwies darauf, dass der Beschluss vom 17. Februar ein Kompromiss sei, ohne den der Hauptweg weiter zu geblieben wäre. Er sei außerdem fest davon überzeugt, dass es nicht zu den Abholzungen kommen werde. Die goldene Brücke, die Rosenkranz in Richtung Stadtrat baute, betraten alle beide nicht. Der Bürgerentscheid, so Rosenkranz, müsse ja nicht sein - stattdessen könne der Stadtrat sich die Forderungen der Initiative zu Eigen machen und zum Beschluss erheben, über einen Fraktionsantrag mit namentlicher Abstimmung. Die Reaktion darauf fiel für die Initiative unbefriedigend aus: "Der Stadtrat", stellte Gunter Schneider fest, "wird uns nicht zuvorkommen. Es liegt an uns, ihn zu zwingen, sonst wird sich nichts ändern."

 

Kommentar

Demokratischer Urknall  

MATTHIAS BARTL erwartet in Zukunft mehr Initiative von Seiten der Bürgerschaft, wenn es um Entscheidungen in Köthen geht.  

Die Fasanerie wird so schnell nicht aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwinden. Dies ist eine Erkenntnis aus dem Treffen der Bürgerinitiative am Dienstagabend. Was als kritische Nachfrage eines Einzelnen begann, hat sich längst zu einer Bürgerbewegung ausgewachsen. Zu einer sehr speziellen zwar, eine, die auf einem eng umgrenzten Terrain aktiv ist, dafür aber mit einer Dynamik, die bemerkenswert ist. Dafür sprechen nicht nur die mehr als 6500 Unterschriften, die man in Runde 1 zusammenbrachte. Dafür spricht auch die für eine solche Versammlung erstaunliche Besucherzahl in der Creperie Lorette. Wenn Parteien rufen, kommen selten so viele Menschen zusammen. Ein wenig hat das Ganze etwas von einem demokratischen Urknall an sich. Der Stadtrat, dies ist eine weitere Erkenntnis, wird in Zukunft mehr als bisher - und sicherlich auch in anderen Fällen des öffentlichen Interesses - mit der Initiative der Bürger rechnen müssen und dem Druck, der von dieser Initiative ausgehen wird. Denn nicht wenige Köthener haben, das war auf der Versammlung unüberhörbar, ihr Vertrauen in den Stadtrat verloren, von dem sie sich mehr Unterstützung in der Auseinandersetzung mit der Verwaltung erwartet haben. Und die Frage danach, wie ernsthaft eigentlich der Stadtrat seine Kontrollaufgaben der Verwaltung gegenüber wahrnimmt, war auf der Versammlung auch zu hören. Genau betrachtet, ist dies sogar eine Entwicklung, die man aus demokratischer Sicht nur befürworten kann. Denn dass sich die Bürger in Entscheidungen von öffentlichem Interesse einbringen, zumal in Entscheidungen, bei denen es nicht nur um Interessen einer kleineren oder größeren Klientel geht, sondern ausnahmslos alle berühren - das gilt ja nicht ohne Grund als Idealfall eines demokratischen Wirkungsgeflechts. Ein Zusammenspiel von Verwaltung, Parlament und Bürgerschaft mit dem Ziel, gemeinsam und streitbar für die Stadt das Beste herauszuholen: Es ist gute Gelegenheit, dies am Beispiel auszuprobieren, und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

Leserbrief

17.03.2011

Lebensraum weg - Die Fasanerie ist eine "grüne Lunge" für Köthen.

Ich bin traurig, dass im Busch, wie wir als Kinder die Fasanerie nannten, abgeholzt werden soll. Denkt niemand darüber nach, dass den Tieren und Pflanzen der Lebensraum genommen wird? Als Kind haben wir dort gespielt und es war unser Schulweg. Überall ist man bestrebt, Wälder zu erhalten. Manche Stadt wäre froh, so einen schönen und gesunden kleinen Busch zu haben. Er ist wie eine "grüne Lunge". Ich kann mich erinnern, dass an der Fasanerie ein Schild stand mit der Aufschrift: "Lass stehen die Blume und auch den Strauch. Andere, die vorüber gehen, freuen sich auch.

Irene Seidel, Solingen

 

Leserbrief

20.03.2011, bedo05

Bemerkungen

Ein Bürgerendscheid kann auch gegen den zur Zeit tätigen Stadtrates gehen,denn nur das allgemeine Abnicken von Allen is ei diesen Stadtrates nich zuerwarten....

 

 

17.03.2011

WELSCHER BUSCH: Seit 1872 im Besitz der Stadt Köthen - 30 000 Taler als Kaufpreis.  

KÖTHEN/MZ/MB - Die Geschichte der Fasanerie reicht einige hundert Jahre zurück in die Zeit des Fürsten Ludwig. Ludwig ließ die Anpflanzungen vornehmen, um mit den Bäumen die auf der "welschen Breite" angepflanzten italienischen Gewächse zu schützen. Daher trug die Fasanerie zunächst auch den Namen "Welscher Busch". Dass die alten Eichen in der Fasanerie tatsächlich einer Generation vom Anfang des 17. Jahrhunderts entstammen, haben Bohrungen ergeben. Wie auch der Ziethebusch unterstand die Fasanerie dem Forstrevier Köthen. Vermutlich im Zuge des Erlöschens der Fürstenhäuser Anhalt-Köthen (1847) und Anhalt-Bernburg (1863) kam es zu einer Vermögensauseinandersetzung, bei der festgelegt wurde, was Herzoglicher Hausbesitz und was Staatsbesitz war. Dabei ging die Fasanerie in Staatsbesitz über. Daraufhin richteten Bürgermeister und Rat am 22. Januar 1872 eine Eingabe an das Staatsministerium, mit dem Ziel, die Fasanerie und Ziethebusch für die Stadt käuflich zu erwerben. Dafür boten sie als Kaufpreis 25 000 Taler an - eine stolze Summe für die damalige Zeit. Die allerdings dem Staatsministerium nicht reichte. Es forderte 30 000 Taler und die hypothekarische Eintragung, dass beide Büsche - Fasanerie wie Ziethebusch -als Parks oder Forsten zu erhalten seien. Nichts anderes hatten die Stadtväter auch vor: "Es bilden diese Waldpartien", so hieß es in der Kaufbegründung, "die einzigen angenehmen und schönen Spaziergänge der Stadt. Sie veranlassen die Bewohner zum Aufenthalte und zur Bewegung in der freien Natur." Hingewiesen wurde weiter auf die Wichtigkeit der Bäume für die der menschlichen Gesundheit zuträgliche Beschaffenheit der Luft. Am 11. Juni 1872 wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Für die Regierung signierte ein gewisser Ölze, für die Stadt der damalige Bürgermeister Joachimi, nach dem heute die Straße benannt ist, die an der Ostseite der Fasanerie entlangführt. Im gleichen Jahr erwarb die Stadt u.a. aus Herzoglichem Besitz die Fasanenwärterwohnung nebst Garten und den Fasanenbrutgarten für 850 Taler.

Quelle: "Köthen in Anhalt - Ein Führer durch die Stadt und ihre Geschichte", von Robert Schulze, im Selbstverlag 1923 veröffentlicht.

 

Gahlers Karten-Gala - Köthener präsentierte die Fasanerie und ihr Umfeld im Vergleich zwischen einst und jetzt.

VON MATTHIAS BARTL

KÖTHEN/MZ - "Fasanerie, mein Stück Heimat - Ich will dich nicht verlieren" - so hatte Jörg Rosenkranz die Einladung zum Treffen der Bürgerinitiative überschrieben. Der promovierte Agrarwissenschaftler war nicht ganz im Reinen mit sich, ob sich die nicht zu sentimental anhöre. "Aber viele empfinden doch so. Es ist ein ernstes und echtes Gefühl." Dass Rosenkranz damit nicht falsch lag, zeigten die Reaktionen vieler Anwesender auf die Bilder, die Thomas Gahler anschließend präsentierte - eine Vielzahl alter Postkarten, die allesamt mit der Fasanerie zu tun hatten, ob nun ein seltener Blick in den von der Spinne zur Joachimiallee führenden "Eichelgang", manchmal auch "Eichgang" genannt, gezeigt wurde oder Karten vom längst verlorenen Schmuckplatz oder vom Buschteich und Hubertus. Gahler, der seit vielen Jahren solche Zeitzeugnisse sammelt, hatte zu Vergleichszwecken Fotos aus der heutigen Zeit gemacht - wobei unübersehbar wurde, wie sehr das Terrain insgesamt heruntergekommen ist. Nicht nur, dass der einst sehr gepflegte Schmuckplatz gänzlich aufgegeben wurde - schon zu DDR-Zeiten -, auch der Vergleich der Anlagen an Buschteich und Hubertus rief beim Publikum immer wieder Mißfallensbemerkungen hervor, nicht zuletzt als man das beschmierte Hooff-Denkmal zu sehen bekam. Dass von Herzog-Friedrich-Brunnen und Kaiserdenkmal an den Fasanerie-Ecken der Joachimiallee nur noch rudimentäre Steine übrig geblieben sind, ist dagegen - bedauerlicherweise - schon fast akzeptiert in Köthen. Thomas Gahler, der aktiv in der Bürgerinitiative mitarbeitet, war mit dem Interesse, das seine Präsentation gefunden hat, sehr zufrieden. "Ich habe mit sieben Jahren angefangen Karten mit Köthener Motiven zu sammeln", sagt der 37-Jährige. Inzwischen habe er rund 800 vor allem historische Karten, die meisten aus Köthen, einige auch aus dem Umland. Die Präsentation sei seine und Rosenkranz´ Idee gewesen. "Wir wollten durch den Vergleich zeigen, wie viel Verlust in und um die Fasanerie schon entstanden ist." Da dürfe man nicht noch größere Verluste zulassen.

 

AUSSCHUSS - Heute Begehung der Fasanerie

Wenn der Bau- und Umweltausschuss des Stadtrates vor seiner eigentlichen Tagung heute einen Ausflug macht, könnte er viel Gesellschaft bekommen. Die Ausschussmitglieder wollen sich nämlich um 17 Uhr an der Kita "Waldfrieden" zu einer Begehung der Fasanerie treffen. Dies kam auf der Beratung der Bürgerinitiative zur Sprache und stieß auf großes Interesse.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

 

19.03.2011

Weichen die Eichen oder Weichen für die Eichen?

VON MATTHIAS BARTL

KÖTHEN/MZ. Jörg Rosenkranz hat schon aktualisiert. "Zweite Unterschriftenaktion" ist jetzt an dem Schild zu lesen, das der Köthener Agrarwissenschaftler vor einigen Wochen auf dem Holzmarkt aufgestellt hatte, als er dort zum ersten Mal Unterschriften gegen Abholzungen in der Fasanerie sammelte. Damals für einen Einwohnerantrag, damit das Thema noch einmal im Stadtrat behandelt werden musste. Diesmal freilich will die Bürgerinitiative, deren Spiritus Rector Rosenkranz ist, deutlich mehr: Ein Bürgerentscheid soll durchgeführt werden, der zum einen Kahlschläge in der Fasanerie ausschließt und zum anderen die Stadtverwaltung zwingen soll, den derzeit immer noch gesperrten Stadtpark bis Weihnachten 2011 wieder komplett für die Öffentlichkeit freizugeben. Von diesen Zielen werde man auch nach der Begehung vom Donnerstag Nachmittag nicht abgehen, so Rosenkranz zur MZ, "Da hat sich für uns grundsätzlich nichts geändert." 

"Lassen wir es wachsen, dann haben wir irgendwann keine Eiche mehr." Michael Weninger Leiter des Betreuungsforstamtes  

Am Donnerstag war es erstmal am "Tatort" zu einem vom Wetter nicht gerade begünstigten Treffen zwischen Verwaltung, Stadträten und Vertretern der Bürgerinitiative gekommen. Und nicht nur das: Mit Michael Weninger, Leiter des Betreuungsforstamtes Dessau, und Andreas Rößler, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde bei der Landkreisverwaltung, waren auch zwei Fachleute bei dem Treffen dabei, die an das teilweise unübersichtliche Gestrüpp von Meinung, Fakten und Vermutungen gelegentlich die Axt anlegen konnten. Da gab es viel zu reden, denn die Problemfelder waren dicht gesät - von der Wirkung des Efeus (schädlich oder nicht?) über die Grabenräumung bis hin zu den Unterschieden zwischen Pflegemaßnahmen und solchen der Verkehrssicherheit spannte sich da der Bogen. Wo die Wurzel des Übels in der Fasanerie liegt, machte Weninger schon im ersten Satz deutlich: Über Jahrzehnte hinweg ist in dem Stadtpark nichts gemacht worden, wurde er "waldbaulich" nicht gepflegt. Die Zeche zahlen derzeit vor allem die alten Bäume. Baudezernentin Ina Rauer hatte eine Karte der Fasanerie dabei, auf der 74 in den Jahren 2009 bis 2011 umgestürzte Bäume dokumentiert waren. Nicht alle davon seien große, starke Bäume gewesen, aber viele doch schon. Dass der Park eine pflegende Hand benötigt, wurde auch von niemandem in Abrede gestellt. Und Weninger hatte auch gute Gründe für die Art und Weise an der Hand, wie das Amt die Pflege angehen würde - als Kronenpflege, bei der der vitalste Baum gefördert wird und andere zurückgenommen werden. Die dann vom Revierförster ausgezeichnet werden, der Einschlag erfolgt entweder nach Ausschreibung über Fachfirmen "oder wir machen das mit eigenen Forstwirten." Auch werde man nicht, so Weninger auf Nachfrage, mit schwerer Technik einrücken: Gefällt wird per Motorsäge. Fanden solche Erläuterungen noch mehrheitlichen Beifall, so schieden sich an einem Punkt die Geister: an der Eiche. Die ist "Leitbaum" in der Fasanerie, wie auch Esche und Hainbuche - aber die Eiche benötigt viel Licht, um zu wachsen. Und viel Licht bedeutet in diesem Fall viel Platz, und viel Platz bedeutet, es müssen Bäume weg, um Raum für Eichenanpflanzungen zu geben. Drei Beispielfläche dafür gibt es in der Fasanerie bereits - deren Anlage, nebenbei gesagt, seinerzeit zu keinen Protesten geführt hatte. Jetzt wird jedoch befürchtet, die Förderung der Eichen könnte zu jeweils einen halben Hektar großen Kahlschlägen führen. Eine Sorge, die Weninger, Rößler und auch Stadtvertreter geradezu unisono als zumindest übertrieben darstellten. Natürlich werde man Flächen auswählen, wo jetzt schon wenig Bäume stehen, damit auch nur wenig gefällt werden muss, um Platz für die Eichen zu machen. "Wir bleiben kleinflächig, aber diese Größe brauchen wir schon", so Weninger und verwies auf die Anpflanzung an der Joachimiallee, die etwa 0,3 Hektar groß ist. Der Forstwirt war weit davon entfernt, jemanden in der Runde etwas oktroyieren zu wollen. "Sie entscheiden, was aus der Fasanerie wird", sagte er auch an diejenigen gewandt, die mehr Wert auf den Erholungscharakter des Busches legen und weniger darauf, dass dort auch Eichen sind. "Lassen wir es wachsen, dann haben wir irgendwann keine Eiche mehr." Was Andreas Rößler kaum gutheißen dürfte: Der Naturschützer machte die Bedeutung der Eiche für das Terrain deutlich. Man darf davon ausgehen, dass dies noch eine spannende Frage wird: Stellt man die Weiche für die Eichen oder müssen die Eichen weichen? Im übrigen, so Rößler, könne man in der Fasanerie nicht das Ziel haben "straff zu durchforsten"; Artenschutz, Naturschutz, Erholungscharakter und Verkehrssicherheit müssten unter einen Hut. Gerade die Versicherungspflicht der Stadt schürt bei den Bürgern aber Sorgen. Er habe in diesem Punkt kein ruhiges Gefühl, stellte einer aus der Runde fest. OB Zander versuchte zu beschwichtigen: Die Fällung des 30-Meter-Streifens sei vom Tisch. Alle notwendigen Fällungen müssten jetzt, ab 1. März, ohnehin der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt werden. Zander verwies aber auch auf die Risiken: "In dem Moment, wo etwas passiert, wo jemand zu Schaden kommt, haben wir eine ganz andere Diskussion." Diskrepanzen gab es im übrigen auch zur Zahl der gefällten Bäume: Während die Stadt von 46 redete (drei sind noch beantragt), war Thomas Gahler von der Bürgerinitiative sicher, dass es mehr waren. Quantifizieren konnte er dies vor Ort nicht, er habe aber Daten darüber gesammelt. Die solle man abgleichen, schlug Ina Rauer vor. Deutlich wurde bei der Begehung auch, dass bei der Pflege und Durchforstung von erheblichen Zeiträumen die Rede ist. Was natürlich mit dem Ziel der Bürgerinitiative, die komplette Fasanerie bis Weihnachten 2011 wieder zu öffnen, kollidiert. Zander jedenfalls wollte sich auf keinen Termin festlegen lassen. "So schnell wie möglich und vertretbar", so der OB. Für Rosenkranz war danach klar: "Die Verwaltung hat kein Ziel hinsichtlich der Wiedereröffnung der kompletten Fasanerie. Das wird bei unserer Unterschriftenaktion ein zentraler Punkt bleiben."

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de

 

Leserbrief

20.03.2011, bedo05

Stadtwald

Und wieder zeigt es sich wie der Herr Zander als Bürgermeister keine klare Antwort geben kann,Ausflüchte zu gegebenden Fragen,Lügen die von Seiten des Rathauses kommen. Man sollte sich die FRage stellen ,wie lnge soll das noch so weiter gehen das unter Führung dieses Bürgermeisters weitere Bäume gefällt,weitere alte und historische Gebäude (alte Apotheke)abgerissen werden.