Die Bürgerinitiative Anhalt - Zerbst beschäftigt sich hauptsächlich mit der Müllentsorgung.
Hierzu werden noch einige Dokumente und Fakten sowie Zeitungsartikel ausgewertet, und in komprimierte Form erstellt. Dies nimmt noch einige Zeit in Anspruch.
Bericht der Mitteldeutschen Zeitung (Köthen/Anhalt) zur Gründungsveranstaltung der Bürgerinitiative am 19. Oktober 2010
Eine Handvoll Zerbster trifft auf eine Handvoll Köthener. (FOTO: THOMAS RUTTKE)
Anhalt-Bitterfeld
Die Zerbster Abfall-Rebellen suchen in Köthen Verbündete
VON MATTHIAS BARTL, 20.10.10, 19:15h, aktualisiert 21.10.10, 23:08h
KÖTHEN/MZ. "Dranbleiben." Auf dieses Ziel können sich am Ende alle einigen, die Zerbster, die ihren Protest gegen die neue Abfallentsorgungssatzung des Landkreises über die Elbe tragen wollen, und die Köthener, die mit den Zerbstern darin einig sind, dass man diese Satzung in wesentlichen Teilen wieder ändern sollte. Zu diesem Zweck hat man sich am Dienstagabend im "Münchener Hof" in Köthen getroffen - zunächst einmal, um sich gegenseitig voneinander ins Bild zu setzen. Es ist ein erster Kontakt: Die drei Zerbster mit dem Abfall-Rebellen Antonio da Silva Ferreira an der Spitze, treffen auf nicht mehr als gut eine Handvoll interessierter Köthener. Die geringe Zahl ist erklärlich: Die Bürgerinitiative in Zerbst musste erst einmal nach Gleichgesinnten in Köthen suchen, ähnlich sah es auch im umgekehrten Fall aus. Jetzt hat man ein Stück weit zusammengefunden, das stimmt den Zerbster Ferreira und den Köthener Oliver Max durchaus optimistisch.
Zumal im Altkreis Köthen die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung eben nicht so ist, wie man es den Zerbstern hatte einreden wollen, wie einer von Ferreiras Mitstreitern sagt: "Uns wurde gesagt, ihr in Köthen seid alle glücklich mit der Satzung. Das wollten wir mal selbst sehen."
Richtige Trennung spart Müll
Die Zerbster tragen ihre Sicht auf die Dinge vor. Da geht es vor allem um die "Verpflichtung zur Müllproduktion", über die man sich ärgert. Die geringe Restmüllproduktion nördlich der Elbe erklärt man mit der sauberen Mülltrennung, die man durchführt. "Es gibt Leute", sagt Antonio da Silva Ferreira, "die haben im Jahr eine einzige Restmülltonne benötigt." Wenn man richtig trenne, "dann reicht eine 20-Liter-Tonne aus". Plädiert wird zum einen für bessere Möglichkeiten, die Entsorgung auf den individuellen Bedarf zuzuschneiden ("Ich will nur den Müll bezahlen, den ich tatsächlich produziere"), wenngleich man auch weiß, dass die Kreiswerke als Entsorger irgendwo auch eine Art ökonomischen roten Faden benötigen.
Kritisch betrachtet wird die Kalkulation des Unternehmens, auf deren Basis die Varianten und die Kosten pro Variante konzipiert sind. Die Zerbster haben jetzt die Kalkulation zum Landesrechnungshof geschickt, mit der Bitte, das umfangreiche Papier auf seine Korrektheit zu überprüfen. In diesem Punkt gilt Dessau-Roßlau als Hoffnungsschimmer: Dort hatte der Landesrechnungshof in der Kalkulation der Müllentsorgung erhebliche Fehler entdeckt, was dazu führte, dass die Gebühren nun in den Jahren 2011 bis 2013 deutlich sinken werden.
Das Treffen war - wie nicht anders zu erwarten - auch von der Offenlegung vieler Einzelprobleme geprägt. Da reichte die Reihe von der Behandlung der Kleingärten und der Mehrfamilienhäuser bis hin zu Fragen, was eigentlich in eine Restmülltonne gehört und was nicht. Wichtiger freilich waren die prinzipiellen Anmerkungen, die dann und wann getroffen wurden: Gunter Schneider zum Beispiel empfand es als enttäuschend, dass die Kreiswerke nicht mehr auf die Bürger zugegangen sind und ihnen etwa bei der Wahl der richtigen Variante geholfen haben. Das Unternehmen habe alle Unterlagen zu den entsorgungspflichtigen Haushalten "und da muss man den Bürgern ein Angebot machen, was zu ihnen passt." Die Kreiswerke, so monierte der Köthener, verstünden sich aber nicht als Dienstleister. Es gehe dem Landkreis-Unternehmen wohl vielmehr darum, stellte Volker Flach fest, dem Bürger soviel Geld als möglich aus der Tasche zu ziehen. Flach, selbst Unternehmer und Vermieter, verwies Behauptungen, die Müllentsorgung werde für Köthen billiger ins Reich der Legende. Sie sei im Gegenteil teurer geworden. Es sei außerdem "eine Sauerei", dass man zu viel erworbene Banderolen nicht wieder zurückgeben könne, andererseits aber als Vermieter ein Vierteljahr im Voraus bezahle. Er könne sich dann darum kümmern, das vorab entrichtete Geld wieder von seinen Mietern zurückzuholen; die aber seien längst nicht mehr alle in der Lage, die Gebühren aufzubringen.
Nächster Treff in zwei Wochen
Einig war man sich am Ende in dem kleinen Kreis darin, sich in 14 Tagen wieder zu treffen und alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Abfallentsorgung wieder "gerechter und transparenter und kostengünstiger" zu gestalten. Dafür will man stärker öffentlich arbeiten. Donnerstagabend beim Kreistag will man die Einwohnerfragestunde nutzen, "um eben Fragen zur Abfallsatzung zu stellen". Außerdem wurde angeregt, dass man direkt an die Kreistagsmitglieder herantrete und diese kontinuierlich nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" mit den Problemen vertraut macht, die sich in der Praxis mit der Abfallentsorgung ergeben. "Wir müssen sie ein bisschen piesacken", findet Antonio da Silva Ferreira und erntet in dem kleinen Kreis Zustimmung. "Uns piesackt man schließlich auch."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Köthen/Anhalt, www.mz-web.de